Kosten steigen, Niveau sinkt

Mit dem Vorschlag, die Opernsanierung abzubrechen, wird Politik zur Operette

 

 

An der Sanierung von Oper und Schauspielhaus ist allerhand unfassbar. Nicht nur die Kostensteigerung auf 570 Mio. Euro und die Verzögerung der Eröffnung bis 2023, sondern auch die Reaktionen der Politik darauf. Statt abzuwarten und Lehren zu ziehen, brodelt rhetorischer Aktionismus, der wegen Wahlkampf und Sommerpause besonders schrill ausfällt.

 

Den Startschuss feuerte die schwarz-grüne Koalition ab, als sie mit der FDP die Abwahl der Kulturdezernentin forderte. Susanne Laugwitz-Aulbach, in deren Obhut die Kulturbauten liegen, mag überfordert sein. Sie aber als Sündenbock zu opfern, um die Wogen zu glätten, die sich vor dem schwarz-grünen Bündnis und seiner OB auftürmen, ist billig. Obendrein war das Ablenkungsmanöver dilettantisch. Um Laugwitz-Aulbach aus dem Amt zu jagen, hätten CDU, Grüne und FDP die Stimmen der SPD benötigt. Die aber mag den politischen Gegnern nicht helfen. Stattdessen geht sie in die Offensive. 

 

Nach Lektüre der Baupläne fordert die SPD einen Baustopp am Offenbachplatz — um über einen Neubau an anderer Stelle nachzudenken oder die Ausweichspielstätten auszubauen. Das Opernquartier samt Sanierungsruine könne man an einen Investor verkaufen. Das meinen die ernst. Naturgemäß lautstark beteuern CDU, Grüne und FDP, dass die Sozialdemokraten den Verstand verloren hätten. Dass ein Neubau, der geplant und zudem in einem Bürgerbeteiligungsverfahren abgestimmt werden müsste, billiger wäre und zeitnah eröffnet werden könnte — das ist in der Tat ein irrer Gedanke. Aber der Vorschlag taugt, um die schwarz-grüne Koalition im Wahlkampf zu attackieren. Die SPD will Besonnenheit für sich reklamieren und versucht, sich damit aus der politischen Verantwortung für die Fehlplanungen zu stehlen, die auch unter ihrem OB Jürgen Roters stattfanden. Bei haarsträubenden Projektplanungen, etwa der Historischen Mitte am Dom, wollte die SPD nie innehalten.

 

Besonnenheit darf derzeit keine dieser Parteien für sich beanspruchen. Das politische Klima in Köln ist seit der OB-Wahl und dem Split von Grünen und SPD ohnehin gewittrig. Diese Reaktionen aber senken nicht nur das Niveau des Schlagabtauschs. Sie lassen eine sachliche Aufarbeitung des Desasters am Offenbachplatz auch immer unwahrscheinlicher werden.
Und eben das, so scheint’s, kommt CDU, Grünen, FDP und SPD gerade sehr zupass.