Basisarbeit am Neumarkt: Protestaktion von »Kein Veedel für Rassismus«, Foto: VVN

Mittelmeer in der Südstadt

»Kein Veedel für Rassismus« lädt zum Benefiz-Festival in den Friedenspark ein

Zugegeben, Antifaschismus ist nichts, was sonderlich viel Spaß macht. Sich bei Wind und Wetter die Beine in den Bauch zu stehen, sobald sich ein Aufmarsch des rechten Spektrums angekündigt hat, ist viel Arbeit — aber unverzichtbar. Niemand kennt sich so gut in der rechten Szene aus wie antifaschistische Gruppen und Initiativen.

 

Auch die Initiative »Kein Veedel für Rassismus« war in den letzten Jahren immer wieder auf der Straße. Wenn Pro Köln einen Stand machte, verteilte sie braune Säcke; im Bündnis gegen den AfD-Parteitag hat sie Tausende Menschen zu einer friedlichen Großdemonstration usammengebracht. Zuletzt demonstrierte sie gegen die Aktivitäten des rechts-libertären Hayek-Clubs mit Schwimmwesten, die an die ertrunkenen Geflüchteten im Mittelmeer erinnern sollten. 

 

Aber neben Protestieren steht auch immer noch anti-rassistische Basisarbeit an: Workshops, Treffen und Stadtteilfeste. Im September ist die Südstadt dran. Seit Februar arbeitet die lokale Gruppe von »Kein Veedel gegen Rassismus« daran, ein Benefiz-Festival auf die Beine zu stellen. »Herz statt Hetze« wird am 10. September im Friedenspark stattfinden. »Das ist ein Statement von uns, mal auf die Straße zu gehen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen«, erzählt Kathrin Sieker von »Kein Veedel für Rassismus«. »Und zwar vor einem nicht so negativen Hintergrund wie bei Protesten.«

 

Tatsächlich gehört das gemeinsame Feiern seit dem »Arsch Huh-Konzert« vor 25 Jahren zum festen Bestandteil des Kölner Engagements gegen Rassismus. Ganz so kölsch-lastig wie dort geht es bei »Herz statt Hetze« jedoch nicht zu. Neben Kölsch-Rock-Bands spielen dort auch die Local Ambassadors, die zuletzt mit einem aus Syrien geflohenen Rapper auf Tour waren, sowie Leila Akinyi, deren afrozentrische Raps in der Kölner Hiphop-Szene einmalig sind.

 

»Alle Gewinne des Festivals gehen an die Organisation Sea-Watch«, erklärt Kathrin Sieker. Sea-Watch kümmert sich im Mittelmeer um in Seenot geratene Flüchtlingsschiffe in Nordafrika und ist deshalb ins Visier der libyschen Küstenwache geraten. Aber auch Rechtsextreme haben längst das Mittelmeer als Ort für ihre Aktionen entdeckt. Der österreichische Identitäre Marin Sellner heuerte im Sommer ein Schiff an, um Organisationen wie Sea-Watch an der Arbeit zu hindern. Symbolische Unterstützung erhielt er dabei von Roger Beckamp, dem Landtagsabgeordneten und Kölner Ratsherrn der AfD. »Make Seefahrt Great Again« twitterte der Rechtsanwalt über die »friedensnobelpreisverdächtige Aktion« der identitären Leichtmatrosen, die bei ihrer Blockadefahrt selbst in Seenot geraten waren. Und über diese Ausfälle berichtet haben nicht zuerst die etablierten Medien, sondern antifaschistische Gruppen und Initiativen. 

 

 

»Herz statt Hetze — Kein Veedel für Rassismus«, So 10.9., 14 Uhr, Friedenspark, keinveedelfürrassismus.de