Was treibt man als Chef einer gut laufenden Bar im Belgischen Viertel eigentlich in seiner Freizeit? Ganz einfach, man eröffnet einen zweiten Laden und nennt ihn simpel: Bar Zwei. Tobias Mintert, Betreiber der Barracuda Bar, wollte schon lange eine Gastronomie in Ehrenfeld eröffnen. Als die übel beleumdete Kölschkaschemme Jackpot ihre Pforten schloss, griff Mintert zu. Und das hat sich gelohnt, so viel darf man nach den ersten Monaten Betrieb bereits resümieren. Die lang gezogene Cocktailbar ist in modischem Grau und fast zu schlicht gehalten, die Steintheke mit Holzpaneelen ist optischer Sieger und Raummittelpunkt. Hinten stehen zwei Plattenspieler, die am Wochenende zum Einsatz kommen. Unter der Woche ist es ruhig. Das hat den Vorteil, dass sich die wortkarge, aber nette Barkeeperin und man selbst auf die Drinks (um 10 €) konzentrieren können. Die sind hervorragend! Damit war nicht unbedingt zu rechnen; hier im Eck der Biertrinker, direkt gegenüber der Braustelle. Maßstäbe setzt der gut und vor allen Dingen lang genug gerührte Negroni mit genau richtigen Gin-, Wermut- und Campari-Anteilen. Der cremig-frische Pisco Sour ist der beste seit Jahren — word! Nicht zu verachten die fulminante Gin-Auswahl. Doch der Preis für einen Gin Sul Tonic (14 €) ist nicht nachzuvollziehen, auch wenn die Trendspirituose mit portugiesischer Zistrosennote köstlich schmeckt. Kölschtrinker werden mit Peters abgespeist, Biertrinker halten sich an frisches Jever-Pils aus der Leitung, für alle gibt es gekühltes Wasser gratis. Dazu läuft leiser Radiopop.