Neues aus dem Netz

Es ist mehr oder weniger Zufall, dass es in dieser Ausgabe schon wieder um die Verbindung von Musiktechnologie und Musikproduktion geht (siehe Stadtrevue 08/2017): Auch Jonáš Gruskas LOM.audio aus Bratislava ist gleichzeitig Plattenlabel und Instrumentenhersteller, mit einem Fokus auf ost-europäische Künstler und einem speziellen Interesse an Field Recordings, seltsamen Sounds und Experimenteller Musik.

 

Musik und Instrumente des Labels beeinflussen sich gegenseitig: Alle LOM-Künstler, unter ihnen auch Labelbetreiber Jonáš Gruska, erforschen permanent ihre Umwelt auf der Suche nach neuen Sounds. Was liegt da näher als eine Erweiterung des Audiospektrums? »Elektro-sluch« ist ein Mikrofon, das im Gegensatz zu handelsüblichen Geräten für uns unhörbare elektromagnetische Wellen aufzeichnet und somit mehr Instrument als Mikro ist: Aufnahmen mit dem Elektrosluch summen harmonisch, zirpen melodisch oder produzieren kaputte Beats, zum Beispiel auf »Various Artists: Sensing Electromagnetics« (Anspieltipp: »ZX81 — The Dronefly«). Die Quellen könnten vielfältiger nicht sein — und reichen von Alltagsgegenständen wie Röhrenmonitor, Internetrouter und Induktionskochfeld bis zu Straßenbahn oder Oberleitungsbus. Kurzum: Eine wunderbare Reise in unbekannte Soundwelten, erhältlich zum »Nenn’ Deinen Preis« unter Creative-Commons-Lizenz. Auch die Elektrosluch- und Uši-Mikrofone — letztere ein weitere Reihe von Mikrofon-Instrumenten, die Aufnahmen von sehr leise, fast unhörbaren Sounds ermöglichen — sind Open Source und somit beliebig modifizier- und hackbar. Der Kreativität der Nutzerinnen und Nutzer sind somit kaum Grenzen gesetzt. Und nachhaltig produziert wird das Ganze auch noch.

 

In diesen Tagen (9. September) veröffentlicht auch Jonáš Gruska selbst eine neue LP. Auf »Spevy« geht es um ... was wohl? Magnetische Feldstärken, die Gruska allerdings in Beziehung zu weiteren, natürlichen Systemen wie Wind, Wasser und Lebewesen setzt. Esoterik- und Theorie-Alarm? Mitnichten. Was sich zunächst ein wenig wirr und verkopft anhört, amalgamiert Gruska zu einem wunderbar organischen Gesamtwerk, auf dem klassische Field Recordings auf elektronische Sounds und akustische Instrumente treffen. Trotz Gamelan-Orchester (»SpevCvrčka«) und seltsamen Tierlauten ist das frei von Mystik und Spiritualität und schlicht auf der Suche nach dem Besten aus beiden Welten. Vinyl und Digital gibts hier:

zvukolom.bandcamp.com/album/spevy