McKenzie Wark

»Molekulares Rot: Theorie für das Anthropozän«

 

 

Was tun gegen den Klimawandel? Bücher lesen! Das schlägt zumindest McKenzie Wark, New Yorker Spezialist für undogmatisches linkes Denken, vor. In unserer Gegenwart, dem Anthropozän, hat der Mensch die deutlichsten Spuren auf unserem Planeten hinterlassen. Und um das zu verstehen, geht Wark in der Zeit zurück: nach Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der bolschewistische Arzt und Science-Fiction-Autor Alexander Bogdanov hat in seiner Utopie »Der rote Stern« von 1908 schon ein System angedeutet, das in der Lage ist, die komplexen Berechnungen vorzunehmen, die heute nur Klimawissenschftlern vorbe-halten bleiben. Später hat er dies zu einer Theorie, der »Tektologie«, ausgearbeitet. Sein Werk wird später vom kalifornischen Science-Fiction-Romancier Kim Stanley Robinson aufgegriffen, der dem atomisierten Subjekt des Silicon-Valley-Kapitalismus eine Vision der kollektiven Arbeit entgegensetzt. »Molekulares Rot« hat Lust am Hakenschlagen und Finden neuer Verbindungen in der Geschichte. Die wissenschaftlich begründete Hoffnung auf ein besseres Morgen ist nämlich auch Teil des Anthropozäns. 

 

Matthes & Seitz, 392 S. 30 Euro