Das Archiv in Bewegung

Mit »Generation Loss« feiert die Stoschek Collection

sich selbst, aber vor allem die Videokunst

Bestimmt haben anfangs einige an der Ernsthaftigkeit ihres Vorhabens gezweifelt. Doch nach zehn Jahren darf man sagen: Die umtriebige und bestens vernetzte Sammlerin Julia Stoschek hat mit ihrer Spezialisierung auf die Gattung Bewegtbild und den eigens für ihre Sammlung konzipierten Ausstellungsräumen in der Düsseldorfer Schanzenstraße eine Institution für Videokunst im Rheinland etabliert.

 

Zum Jubiläum hat der Künstler Ed Atkins die Ausstellung »Generation Loss« konzipiert, die das Problem des Generationsverlusts zum Ausgang nimmt, mit dem besonders die Gattung Bewegtbild konfrontiert ist: Technologien verändern sich, Trägermedien werden obsolet, Inhalte im schlimmsten Fall unsichtbar. Welche Herausforderungen dies an das Sammeln, Bewahren und Präsentieren stellt, beschreibt der Medienrestaurator Andreas Weisser in seinem Katalogtext — während Ed Atkins 48 Werke aus der Zeit von 1967 bis 2017 auswählt, um die Sammlung Stoschek einem Generationencheck zu unterziehen.

 

Der Ausstellungsparcour startet mit einer seiner eigenen Arbeiten, »Sky News Live« (2016), einem Live-Stream des US-Nachrichtensenders, auf die Ian Chengs »Emissary in the Squat of Gods« (2015) folgt, eine in Echtzeit ablaufende Computersimulation einer Fantasy-Welt. Eine Zeit, zwei Räume? Schon zu Beginn verschwimmen die Kategorien.

 

Die Ausstellung lebt von den Bezügen, die Ed Atkins zwischen den Arbeiten herstellt oder entdeckt. Möglich wird das durch eine spezielle Architektur aus Schallschutzglas. Die Arbeiten können parallel gesehen werden, Interferenzen durch Sound bleiben außen vor. Nicht nur was den Aufwand angeht, ist die Präsentation kompromisslos: Alle Filme werden als digitale Fassung gezeigt und im annähernd gleichen Format präsentiert. Die Bildinhalte werden von ihrer Entstehungszeit und der jeweiligen Technologie entkoppelt und so ein verbindendes Moment über die verschiedenen Generationen hinweg erzeugt. Ein toller Moment zum Beispiel, wenn sich Bruce Naumann in den 60er Jahren dabei filmt, wie er einen Raum durchschreitet und Mark Leckey 2004 in fast identischem Rhythmus eine Luftballon-Spielzeug-Figur in einem spiegelglatten virtuellen Raum umkreist. Eine sehenswerte Ausstellung, die nicht nur eine großartige Sammlung, sondern das Medium Bewegtbild feiert.