Ullstein 2017, 432 S., 20 Euro

Katja Kettu: Feuerherz

Zwei Frauen, zwei Länder und die Suche nach Identität: »Feuerherz« ist ein poetisches Soziogramm finnisch-russischer Beziehungen. 1937 flieht die Protagonistin Irga von Lappland nach Russland. Schwanger von einem russischen Kommunisten, hofft sie, jenseits der Grenzen Sicherheit zu finden, doch führt ihr Weg sie zu den Gulags in Vorkuta. 2015 will die Finnin Verna den Tod ihres Vaters aufklären und gelangt zum Volk der Mari, wo auch Irga nach ihrer im Lager hofft, untertauchen zu können. Die Inselwelt der Gulags und das Mari-Dorf: zwei Orte der Verbannung, die im Roman zum Sinnbild der Korrelation von Macht und Identität werden. Bereits in ihrem Bestseller »Wildauge« thematisiert die finnische Autorin grenzüberschreitende Machtgefüge, und zwar die Kooperation ihrer Landsleute mit deutschen Nationalsozialisten. »Feuerherz« hingegen erzählt vom stalinistischen Terror und der Repressionskultur Russlands, von sexueller Gewalt, aber auch vom Widerstand minoritärer Völker sowie von der Kraft der Liebe. Kettus Sprachlandschaften sind dabei so düster und magisch wie die kühlen Territorien, auf denen sich ihre Figuren bewegen.