Mit der Wasserpistole auf dem Weg zu mehr Aufenthaltsqualität: Der Rudolfplatz wird neu gestaltet, Foto: Dörthe Boxberg

Monolith statt Kleinkram

Am Rudolfplatz entstehen neue Bürogebäude. Besser funktionieren wird der Platz dadurch nicht

 

Den Innenhof an d‘r Hahnepooz gibt es nicht mehr. Beliebt war er ohnehin nicht. Umringt von den Nachkriegsbauten im Karree zwischen Rudolfplatz, Habsburgerring und Pilgrimstraße durchquerten ihn nur besonders Tollkühne beim Umsteigen von der U-Bahn zur Linie 1 oder 7. Sauber war er nicht, gut riechen tat er schon gar nicht. Auch der seit längerem stillgelegte 60er-Jahre-Zierbrunnen machte die Sache nicht besser. Nein, man fühlte sich dort wahrlich nicht wie die Kaiser, die einst nach ihrer Krönung in Aachen durch die Hahnentorburg in die Stadt einzogen.

 

Nun ist’s aus mit dem Hof. Die Bagger haben ihn und all die unordentliche Nachkriegsarchitektur plattgewalzt, damit stattdessen ein sauberes Bürohaus entstehen kann. Der Hamburger Immobilienentwickler Momeni baut die achtgeschossigen »Wallarkaden« nach Entwürfen des Londoner Büros Caruso St. John, in drei Jahren soll es fertig sein. Zum Ring hin baut wiederum der Düsseldorfer Entwickler Development Partner ein Bürohaus, vermutlich nach Plänen des Berliner Architekten Max Dudler. Beide Entwürfe überragen die mittelalterliche Hahnentorburg deutlich, nehmen aber laut Eigenaussage durch helle Farbgebung und Rücksprünge in den Geschossen auf die Umgebung Rücksicht.

 

Der ehemalige Baudezernent Franz-Josef Höing pries die Pläne als Chance, dem Platz mehr Qualitäten zu verleihen — was wahrlich nicht schaden kann. »Der Platz ist ungeordnet. Man weiß nicht, wo er aufhört«, sagt Kirsten Jahn, Fraktionschefin der Grünen im Rat. »Es gibt keine Aufenthaltsqualität, aber auch der Verkehr ist nicht gut organisiert, vor allem für die Radfahrer.« Diese beiden Funktionen könnten mit den Neubauten gestärkt werden, glaubt sie, auch wenn ihr deren Geschosshöhe nicht behagt. »Es ist jedoch von großer Bedeutung, dass die Hahnentorburg nun wieder freigestellt ist.« Freigestellt? Genau, die Brücke ist ja auch weg, dieses größte Nachkriegskuriosum des an Kuriositäten nicht armen Areals. Genau wie das ehemalige Kino »Theater am Rudolfplatz« mit seiner türkisfarbenen Fassade und der ulkigen Fensterzeile.

 

Jetzt also: Monolith statt kleiner Teile. Dafür, dass mit dem Innenhof An d‘r Hahnepooz öffentlicher Raum wegfällt, soll an der Ostseite  neuer entstehen. Außerdem wird rechts und links Platz gelassen für eine Neuordnung des Verkehrs. Das täte dem Platz tatsächlich gut: Die Linien 1 und 7 sollen auf der Aachener Straße, die Autos auf der Richard-Wagner-Straße gebündelt werden. Keine Autos mehr auf dem Rudolfplatz — so sieht es der 2009 beschlossene städtische Masterplan vor. Doch bis dies so kommt, wird es dauern. Denn jetzt steht die Diskussion über die Ost-West-Achse an. Köln soll eine neue U-Bahn bekommen (siehe auch Seite 14), und die FDP möchte sie bis zur Inneren Kanalstraße bauen, wahrscheinlich, damit oben mehr Platz ist für Autos. Straßenbahnen gäb’s dann keine mehr auf dem Rudolfplatz. Dass der Tunnel so lang wird, ist unwahrscheinlich. Doch bis eine Entscheidung fällt, wird es dauern. Die Neubauten mögen Ordnung bringen auf den Rudolfplatz, beim Verkehr herrscht weiterhin Chaos.