Ungebundene Töchter

 

In der DuMont-Redaktion tobt ein Tarifstreit — mit Bedeutung für die ganze Mediengruppe

Gleiches Geld für gleiche Arbeit fordern die Redakteure der gemeinsamen Lokalredaktionen von Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischer Rundschau. Nach einem Warnstreik für einen Tarifvertrag im August haben die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt.

 

Die DuMont-Mediengruppe und der Heinen-Verlag hatten 2014 die Redaktionen zur »Rheinischen Redaktionsgemeinschaft« (RRG) zusammengelegt. Die rund 100 Beschäftigten liefern die Inhalte für die Lokalteile beider Zeitungen, außer für Köln. Doch neue Mitarbeiter und Angestellte, die vorher als Pauschalisten gearbeitet haben, verdienen erheblich weniger als schon zuvor festangestellte Kollegen — bei gleicher Arbeit. »Der Unterschied beträgt teilweise mehr als 1.000 Euro im Monat«, berichtet Verdi-Sekretär Stephan Otten, »auch Weihnachts- und Urlaubsgeld bekommen nur die schon früher angestellten Redakteure.« Nur die Alt-Redakteure werden nach dem Branchentarifvertrag bezahlt, den beide Verlagshäuser unterschrieben haben.

 

Im Februar begannen Tarifverhandlungen mit den Journalistengewerkschaften DJV und DJU in Verdi, im Mai legten die Arbeitgeber ein Eckpunktepapier vor. »Das ist nicht akzeptabel«, sagt Otten.

 

Bei der Gründung der RRG »durften alle festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre tariflichen Besitzstände vollständig mit in die neue Unternehmung bringen«, bestätigt DuMont-Sprecher Björn Schmidt. Für neue Beschäftigte sei das Unternehmen in Kontakt mit den Arbeitnehmervertretern. »Das erklärte Ziel ist eine wirtschaftlich tragfähige Gehaltsordnung.«

 

Nach Angaben von Verdi wollte die RRG-Geschäftsführung zunächst keinen Tarifvertrag, sondern nur eine sogenannte Entgeltordnung abschließen. Damit hätte sie die Gewerkschaften außen vor gelassen. Die Verhandlungsposition des Betriebsrats wäre geschwächt. Nach dem Warnstreik war das bei der dritten Verhandlungsrunde Mitte August vom Tisch.

 

Erst Mitte Oktober will die Arbeitgeberseite weiter verhandeln. »Die spielen auf Zeit«, sagt Otten. »DuMont versucht, Beschäftigte an verschiedenen Standorten gegeneinander auszuspielen.« Zum Unternehmen gehören neben Kölner Stadt-Anzeiger und dem Boulevardblatt Express weitere Titel wie die Berliner Zeitung, die Hamburger Morgenpost und die Mitteldeutsche Zeitung. DuMont hat viele Tochtergesellschaften gegründet, darunter die Newsroom GmbH, Berlin 24 Digital GmbH sowie die DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH in Berlin. Auch für diese drei Firmen versuchen die Gewerkschaften seit längerem, Tarifverträge zu vereinbaren. Sie haben die Verhandlungen nun ausgesetzt, bis es in Köln ein Ergebnis gibt.

 

Die Mediengruppe DuMont bestreitet, dass die Kölner Verhandlungen eine Pilotfunktion haben. »Die Ausgangssituation in der Hauptstadt ist eine völlig andere —wie auch die Marktposition«, sagt DuMont-Sprecher Schmidt.