Single, polyamourös und glücklich: Laurie Penny, Foto: © Eleanor Saitta

Miststück aus Prinzip

Single, ohne Work-Life-Balance und Science Fiction - Laurie Pennys Feminismus macht vor keinem Teil des Alltags halt

Immer wieder wurde die britische Autorin Laurie Penny gefragt, wann sie endlich mal über »was Vernünftiges« schreiben würde — anstatt über Feminismus, LGBTQ*-Menschen und die große Projektionsfläche Identitätspolitik«. Ihre Antwort: »Bitch Doktrin«,  ihr  drittes Buch mit Essays und Polemiken zu Feminismus, LGBTQ*-Menschen und Identitätspolitik.

 

Penny schreibt über unsere Gegenwart. Aber aus dem medial aufgeblasenen Streit zwischen Old-School-Feministinnen und akademisch geprägten Gender Studies hält sie sich heraus. Stattdessen adaptiert sie deren Theorien für ihre Praxis. Penny kritisiert, dass vor allem junge Frauen in einer Zweierbeziehung die unbezahlte Haus- und Beziehungsarbeit leisten müssen. Oder sie freut sich, dass in den Star-Wars-Filmen jetzt endlich auch eine Frau das Lichtschwert schwingt — für ihren Alltag ist es unwichtig, ob eine Forderung der zweiten oder dritten Welle des Feminismus entspringt. Denn Laurie Penny hält sich und ihr Leben nie aus ihren Texten heraus.

 

Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beschreibt sie, wie diejenigen, die an psychischen Krankheiten leiden, besonders sensibel dafür sind, dass ihre ehemaligen Schulhofpeiniger jetzt das Land regieren. Pennys Rezept — eine Flasche Wodka — empfiehlt sie dabei nicht zur Nachahmung. Und als Anne-Marie Slaughter, ehemalige Mitarbeiterin im US-Außenministerium, sich in einem viel gelesenen Text beklagt, dass in ihrer Position eine Work-Life-Balance immer noch nicht möglich sei, stellt Penny diesem Modell ihren eigenen Lebensentwurf entgegen: 30 Jahre alt, polyamourös, Single und glücklich.

 

Unumstritten ist Laurie Penny nicht. Für die Rechte ist sie als bekannte Feministin eh der Feind, aber auch auf der politischen Linken sorgt sie für Unmut. Anglo-Amerikanische Kritiker werfen ihr vor, in einer Reportage den Alt-Right-Lautsprecher Milo Yiannopoulos zu verharmlosen, antideutsche Gruppen stören sich daran, dass sie der antisemitischen BDS-Bewegung das Recht auf Meinungsäußerung nicht abspricht. Es allen recht zu machen, wäre ja auch langweilig.

 

Laurie Penny: »Bitch Doktrin. 

Gender, Macht und Sehnsucht«
Edition Nautilus, 320 S. 18 Euro

 

STADTREVUE PRÄSENTIERT

 

Laurie Penny, 2.11. und 3.11.,
King Georg, jeweils 21 Uhr
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