©Steven Lek, CC-BY-SA 4.0

In die Dose gemacht

Die Dose ist zurück. Dabei ist sie Inbegriff ökologischen Desinteresses, so wie-Hack vom Discounter. 2016 wurden dennoch zweieinhalb Milliarden Getränkedosen verkauft, 20 -Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch der oft zitierte Großstadt-Hipster entdeckt die Bierdose als Accessoire für seine Bummeltouren. Aber wie passt das dazu, dass sich die Metro-polenbewohner angeblich über nachhaltigen Konsum den Kopf zerbrechen? 

 

Bei unserer Ernährung geht es zu wie in anderen Bereichen, die von den Wechselfällen der Mode geprägt werden. Wie andere Trends gründen sie gar nicht auf irgendwelchen Grundsätzen. Vielmehr geht es um Abgrenzung. Deswegen sind Herrenfüßlinge und Jutebeutel wieder très chic. Wer als Erster solche Ausfallschritte wagt, gilt noch als Banause, der Zweite setzt womöglich schon den Trend. Die Dritten und Vierten sind dann bloß noch follower of fashion. Desgleichen beim Essen und Trinken, das in den Städten genauso den kurzzeitigen  Moden unterliegt. Hier sind diejenigen, die sich nun mit Dosenbier sehen lassen, jene Zweiten. 

 

Wenn sie nun ihr Craftbeer aus der Büchse schlabbern, ist das auch eine ironische Aneignung des virilen Proletkults. Es scheint, die Jeunesse dorée der Großstädte ist übersättigt vom Regime der Nachhaltigkeit. Variationen der Ernährungsrituale eröffnen kleine Fluchten. Auch deshalb reiht sich in Zeiten eines angeblichen vegan-vegetarischen Mega-Trends eine Burgerbude an die nächste. Wie pulled pork auf der Hand ist die Dose das Zepter cooler Häretiker.

 

Aber die paar Trendsetter der Städte fallen statistisch gar nicht ins Gewicht. Versuchen Sie mal, einen Soja Latte im Sauerland zu bestellen! Viele vermeintliche »Megatrends« der Esskultur sind bloß medial überrepräsentierte Konsum-Launen. Gerade mal drei Prozent der 18- bis 29-Jährigen ernähren sich vegan, hat eine aktuelle Erhebung der Verbraucherzentrale NRW. ermittelt. Warum ist dann veganes Essen dauernd Thema, nicht aber etwa koschere oder Halal-Ernährung? 

 

Trotz des 2003 eingeführten Dosenpfands, das damals für einen Rückgang von siebeneinhalb Milliarden verkaufter Dosen auf 300.000 sorgte – die Dose war nie überall verpönt. Der führen-de Hersteller von Energy Drinks hat schon immer in die Dose ge-macht. Nie gab es die Plörre in Mehrwegflaschen. Energy Drinks aus der Dose sind in der Unterschicht das, was der Coffee-to-go-Becher für die urbane Bohème ist: Statussymbol ultramobiler Berufsjugendlichkeit. Müll produzieren beide zuhauf — entgegen aller behaupteten Megatrends.