Traumwelt mit Monstern

Das Max Ernst Museum inszeniert das plastische Werk von Joan Miró

Mit dem Katalanen Joan Miró ist in Brühl ein surrealistischer Kollege von Max Ernst zu Gast, in dessen Kosmos zahlreiche, auch motivische Korrespondenzen zu Werken des Deutschen aufscheinen. Die beiden lernten sich in den 20er -Jahren in Paris kennen,  laut einer Anekdote Man Rays gab es einen Vorfall, bei dem Max Ernst Miró knebelte und drohte, ihn zu erhängen, wenn er nicht endlich rede.

 

Trotz Mirós Schweigsamkeit wurde er von Ernst durchaus geschätzt, zusammen arbeiteten sie an Bühnenbild und Kostümen für Djagilews Ballett »Romeo and Juliet«. Seit den späten 20ern entstanden Mirós Objekt-Collagen aus Fundstücken vom Strand oder von der Straße. Diese Objets trouvés, Schrauben und Nägel, Wurzeln, Äste oder Bretter, sind Grundlage seines plastischen Schaffens. Miró stellte sie zu skurrilen Figuren zusammen, die er zu einem späteren Zeitpunkt in Bronze goss. Auf Anregung von Alberto Giacometti bemalte Miró zwischen 1967 und 1969 einige dieser entstandenen Bronzen mit bunten, glänzenden Lacken, die von der ursprünglichen Materialität beinahe nichts mehr erkennen lassen.

 

Im Zentrum der Ausstellung  »Miró — Welt der Monster stehen rund vierzig in den 60er und 70er Jahren entstandene Bronzeplastiken voll erotischer Anspielungen. Darunter befinden sich die äußerst malerisch wirkenden Bronzen in intensiven Farben, flankiert von Gemälden, Arbeiten aus Papier und einer opulenten Tapisserie, allesamt Leihgaben der Fondation Maeght. Die einfarbigen Bronzen, etwa eine virtuos balancierende Akrobatin und eine aus einem Krug als Ausgangsform gebildete Figur »Zugvogel auf dem Kopf einer Frau in tiefer Nacht«, sind auf farbigen Podesten schwungvoll inszeniert.

 

Nicht nur die Präsentation ist gelungen, auch die Vermittlung hat sich ins Zeug gelegt. So gibt es eine gut funktionierende App, mit der jeder Besucher eigene virtuelle Monster schaffen kann, und eine weitere, mit der ausgewählte Plastiken, die auf Postkarten oder im Katalog nur zweidimensional abgebildet sind, virtuell umrundet und in ihrer Allansichtigkeit erkundet werden können. Zudem gibt es eine ganz und gar reale Magnetwand, an der man mit Austern-schalen, Sandkastenschaufeln, Fliegenklatschen, Kienzapfen, Holzstücken oder diversen Be-steckteilen nun eigene Figuren schaffen und Mirós Freude am Experimentieren nachvollziehen kann.