Foto: Manfred Wegener

Straßenkampf

Der Kölner Ring soll zwischen Friesenplatz und

Rudolfplatz einspurig werden. Immerhin ein Anfang, meint Christian Gottschalk.

Wir reden über etwa 700 Meter Straße. 700 Meter allerdings, die der ortskundige Autofahrer in der Regel nicht braucht. Wer Köln von Norden nach Süden oder ­umgekehrt durchqueren will und dabei über die Ringe fährt, hat keine Ahnung. Seit 2004 läuft zwischen Ehrenstraße und Rudolfplatz dieser etwas kompliziert anmutende Verkehrsversuch, bei dem die zweite Fahrspur mal Parkplatz, mal Ladezone, mal freigegeben war. Jetzt soll vom Friesenplatz an die zweite Fahrspur endgültig gesperrt werden, der ehemalige Parkstreifen wird Radweg und der schmale ehemalige Radweg wird endlich dem Fußweg zugeschlagen.

Glauben und Ideologie

Sehr gut, denn bislang konnte man sich als Radfahrer entscheiden, entweder den Gästen der Außengastronomie knapp an Kopf und Latte Macchiato vorbeizufahren oder direkt auf der Straße den Kampf aufzunehmen – gegen Autofahrer, die einen da keinesfalls haben wollten. Gut, wer einmal Freitag nachts auf dem Mittelstreifen mit dem Rad allen motorisierten Bergheimern davongefahren ist, weiß was Hass ist und was Triumph. Aber wir reden hier ja nicht von lange vergange­nen Abenteuern angeberi­scher Stadt­Revue-Kommentato­ren, son­dern von Verkehrspolitik. Also von Glauben und Ideologie. Der Ladenbesitzer glaubt gemeinhin, er müsse sofort Bankrott anmelden, wenn der Auto­­­ver­kehr auch nur ansatzweise ein­geschränkt wird und man nicht direkt neben seiner Registrierkasse parken darf. Momentan melden sich am lautstärksten die Industrie- und Handelskammer und die Kölner FDP zu Wort, was ja ungefähr das Gleiche ist. Sie wettern gegen die rot-grünen Pläne, besonders pfiffig argumentiert die IHK, die vor mehr CO2-Ausstoß durch mehr Staus warnt. Also: Wer die globale Erwärmung stoppen will, sollte fünfspurige Straßen bauen.

Die FDP hatte sich ja schon im Kommunalwahlkampf als Autofahrerpartei profiliert, entsprechend lautstark pöbelt der Fraktionsvorsitzende Ralph Sterck ge­gen den Beschluss: »Die sind doch nicht ganz dicht!« und »Stau­wahnsinn!« diktierte er dem Express in die Computer, der Verkehr werde auf die kleinen Seitenstraßen ausweichen. Klar Herr Sterck, schon mal mit dem Auto durchs Belgische Viertel gefah­ren? Diese Voraussage ist natürlich genauso ins Blaue geraten, wie die des SPD-geführten Amtes für Straßen- und Verkehrstechnik, dass wahrscheinlich schon alles gut gehen werde. Wie gesagt, es geht um Glauben und Ideologie.
Ich glaube, dass es immer gut ist, wenn den Autos Verkehrsraum weggenommen und den Fuß­gängern und Radfahrern zugeschlagen wird. Je mehr desto besser. 700 Meter sind immerhin ein Anfang.