Thomas Hawranke, Collision | © TWS

Das MAKK im Spielrausch

Videospiele, Pen & Paper-Rollenspiele, Metaphänomene – das Museum für Angewandte Kunst widmet sich dem Homo Ludens

Computerfreaks wissen: Am Anfang steht der Code. Doch erst das Individuum gibt dem Spiel seinen Raum — nicht nur im digitalen Bereich. Die Ausstellung »Im Spielrausch. Von Königinnen, Pixelmonstern und Drachentötern« im MAKK schlüsselt den Reiz des Spielens auf.

 

Die Grundlage liefern das Theater und ähnlich »verspielte« Phänomene, die sich oft erst auf den zweiten Blick, dann aber umso stichhaltiger auftun: Ähnlich wie das Drehbuch erst durch die Darsteller, die Handpuppe erst durch die darin steckende Hand lebendig wird, kommt auch ein Videospiel nicht als abgeschlossenes, starres Werk in den Handel. Vielmehr gestalten es maßgeblich die Spielenden, indem sie die Spielwelt als Figur betreten, sich in ihr bewegen und Entscheidungen treffen. Mit der Entwicklung immer raffinierterer Virtual-Reality-Features, die die Spielenden visuell vollständig von der Außenwelt abschirmen, steigert sich der Erlebnischarakter weiter.

 

Viele der Exponate werden auch dem Gelegenheitszocker vertraut vorkommen: Die Ausstellung nimmt wiederholt weltweit erfolgreiche Veröffentlichungen unter die Lupe. Von Bildschirmansichten aus der »Assassin’s Creed«-Reihe, die historische Stätten rekonstruiert und die Geschichte digital begehbar macht, geht es zu rudimentären Vorläufern aus dem »Pen & Paper«-Bereich, die auf einem DIN-A4-Formular ausgetragen wurden und die Spielwelt vollständig in die Fantasie des Einzelnen verlagerten. Mit Puppen, Spielbrettern und Lego-Modellen hat aber auch vermeintliches Flohmarktmaterial seinen Platz in der Ausstellung.

 

Hinzu kommen zunächst absurd erscheinende Meta-Werke, die ihrerseits aus spieleigenen Mechanismen geschaffen wurden. Durch Regelbrüche wie Manipulationen, Überspitzungen oder das Übertragen in einen anderen Kontext liefern Spielinhalte plötzlich philosophische oder gesellschaftliche Denkanstöße.

 

Auch wenn die Ausstellung es oft ein wenig eilig zu haben scheint, erfüllt sie ihre wohl wichtigste Mission mit Bravour: Der Stellenwert von Videospielen als Kulturgut ist nach diesem Ausflug kaum mehr zu unterschätzen. 

 

MAKK — Museum für Angewandte Kunst Köln, Di–So 11–17 Uhr, jeden ersten Do im Monat 11–22 Uhr, bis 4.2.18. Die begleitende Publikation ist für 9,90 Euro im Museum erhältlich