Et Trömmelche geht immer: Kölner Karnevalszug im Jahr 1991, Foto: © Bernhard D. Sanders

Generation Golfkrieg

Eine Foto-Ausstellung im Stadtmuseum widmet sich dem merkwürdigen Rosenmontagszug von 1991

Im Winter 1990/1991 herrschte Krieg am Golf. Es war einer der ersten Kriege, die quasi live im Fernsehen übertragen wurden. Hierzulande begannen manche, Ölkanister zu horten. Andere demonstrierten unter dem Motto »Kein Blut für Öl« gegen den Krieg, an dem auch Deutschland sich mit Milliarden beteiligte.

 

Eine Stadt nach der nächsten sagte ihre Karnevalsumzüge ab. Köln zierte sich lange, den Veranstaltern drohten große Einbußen. Am 21. Januar folgte doch die Absage: Das Festkomitee ließ die Eröffnung des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht wie auch den Rosenmontagszug ausfallen. Wenig überraschend, dass trotzdem Leute auf die Straße gingen: Jecken aus dem Umfeld der Stunksitzung, Friedensdemonstranten im Skelett-Kostüm und traditionelle Karnevalisten vereinten sich zum wohl merkwürdigsten Rosenmontagszug der Kölner Karnevalsgeschichte, der unter anderem zur Folge hatte, dass die seit dem Ersten Weltkrieg verbotenen Geisterzüge seit 1992 wieder stattfinden.

 

»Es war ein verrückter, demonstrativer und politischer Karneval, der einerseits einen antimilitaristischen Impuls in die Stadtgesellschaft, andererseits auch einen alternativen Karnevals-impuls in die traditionelle Karnevalsszene gab«, sagt der Fotograf Eusebius Wirdeier, der den Zug damals begleitete. Nach dem Ereignis rief er Teilnehmer per Inserat in der Stadtrevue dazu auf, ihre Bilder vom Umzug einzusenden. Zusammen mit Wirdeiers eigenen Bildern entstand daraus unter dem Titel »Der gute Umzug« eine erste Ausstellung, die im Bürgerhaus Stollwerck gezeigt wurde — sowie das Stadtrevue-Buch »Trotzdem Alaaf!«, unter anderem mit Bildern des früheren Stadtrevue-Fotografen Manfred Wegener.

 

Nun hat Wirdeier für das Kölnische Stadtmuseum eine Ausstellung kuratiert, die mit Schwarz-weiß-Fotografien, historischen Kostümen und Flugblättern wieder den Rosenmontag 1991 ins Zentrum stellt, aber auch mit Fotografien vom Rosenmontag 2017 aufwartet. Die aktuellen Bilder zeigen unter anderem Leergutsammler, kostümierte Flüchtlinge und die wegen Terrorgefahr anberaumten Panzersperren.

 

Gleichzeitig wird im Erdgeschoss der Alten Wache eine weitere Fotoausstellung eröffnet. Sie hat das Auftreten von rechtsextremen Gruppen und Gegendemonstranten zum Thema. »Im rechten Licht« der Kölner Fotografin Karin Richert zeigt das Ergebnis von zehn Jahren Recherche und Beobachtung der rechtsextremen Szene in Köln und NRW.

 

 

»Trotzdem Alaaf! Kölner Rosenmontag 1991 und 2017« und »Im rechten Licht«: 16.12.17–25.03.18, Kölnisches Stadtmuseum. Eröffnung am Fr 15.12.17, 19 Uhr, NS-Dokumentationszentrum