Auen mit Blick auf Shell-Raffinerie: Langel ist Planungsgebiet für die Rheinspange, Foto: Dörthe Boxberg

Angst und Spange

Mit der Bürgerbeteiligung nimmt die Planung für eine neue Rheinbrücke im Süden Fahrt auf

Die Idee ist ein halbes Jahrhundert alt. Seit der Eingemeindung von Porz und Rodenkirchen wird alle paar Jahre gestritten, ob eine -weitere Rheinbrücke nötig sei. Denn südlich der Rodenkirchener Brücke gibt es erst in Bonn die nächste Möglichkeit, den Rhein zu queren — rund 25 Autobahnkilometer entfernt.

 

Um die Rodenkirchener und die Bonner Friedrich-Ebert-Brücke zu entlasten, hatte das Land NRW eine neue Rheinquerung zwischen Köln und Bonn beantragt. Sie soll die linksrheinische A555 mit der A59 im Rechtsrheinischen verbinden. Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) wird das Projekt als »vordringlicher Bedarf« eingestuft. 2030 soll die neue »Rheinspange 553« in Betrieb gehen.

 

Solche Großprojekte benötigen eine intensive Bürgerbeteiligung. Das hat auch die schwarz-gelbe Landesregierung verstanden. Mitte November lud daher der Landesbetrieb Straßen NRW zum zweiten »Beteiligungsscoping«. Rund 150 Bürger nahmen jeweils an den beiden Terminen in Porz-Wahn und Lindenthal teil — und beteiligten sich zunächst, um zu sagen, wie sie beteiligt werden wollen. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Es soll transparent, bürgernah und auf verschiedenen Kanälen moderiert werden, also online und vor Ort. 

 

Die Landesregierung tut alles, um sich abzusichern. Aber ganz gleich, wie »innovativ« die Menschen beteiligt werden, Proteste wird es geben. Denn die Interessen der Wirtschaft — etwa eine bessere Anbindung an den Flughafen in Porz-Wahn — könnten mit massiven Eingriffen in Natur und Landschaft einhergehen.

 

Schon jetzt wird manchem Umweltschützer angst und bange. Ein Aktionsbündnis sieht den Langeler Auenwald und die Lülsdorfer Weiden im Rechtsrheinischen bedroht. Und über eine Brücke freuen sich zwar womöglich die automobilen Berufspendler unter den Anwohnern. Anders sieht es aus, wenn sie direkt an ihrem Häuschen vorbeiführt.  

 

Doch erst ab dem kommenden Jahr wird der Verlauf der rund 370 Mio. Euro teuren Querung geplant. Im BVWP führt eine etwa neun Kilometer lange Strecke von der A555 auf Höhe des Godorfer Hafens über den Rhein und windet sich von dort zwischen Porz-Langel und Niederkassel-Lülsdorf entlang bis zur A59 in Troisdorf-Spich. Die Streckenführung ist aber nicht verbindlich, eine Querung zwischen Wesseling und Niederkassel ist ebenso im Gespräch. Es steht sogar noch zur Debatte, ob es überhaupt eine Brücke sein muss oder ob man nicht einen Tunnel bauen könne. Eine Prüfung, ob auch die Eisenbahn die Rheinspange nutzen könnte, wird ebenfalls diskutiert werden.

 

In Niederkassel befürchtet man derweil, dass Kölner Interessen bei der Streckenführung den Ton angeben könnten. Zum zweiten Scoping-Termin mussten sich die Niederkasseler sogar nach Lindenthal aufmachen. Bürgerbeteiligung vor Ort ist das nicht gerade.