Schlecht Leidenhausen

Viele Jahre wurde debattiert, jetzt bekommt Köln endlich ein Umweltbildungszentrum. Doch es gibt Streit um den Standort

Je mehr die Städte wachsen, desto mehr sehnen sich ihre Bewohner nach Natur. Sie gründen Urbane Gärten, kämpfen für Frischluftschneisen, engagieren sich im Umweltschutz. Viele Eltern sind naturpädagogische Programme in Kindergärten und Schulen wichtig. 

 

Da klingt es wie eine gute Nachricht, dass der Rat nun den Weg freimacht für ein Umweltbildungszentrum (UBZ). Ein erster Beschluss datiert allerdings schon von 2010. Mehr als sieben Jahre später hat man einen Standort gefunden: Gut Leidenhausen am Mauspfad in Porz-Eil. Hier gibt es bereits natur- und umweltpädagogische Einrichtungen wie das »Haus des Waldes«, ein Obstmuseum, eine Greifvogelstation sowie Gehege mit Wildschweinen und Hirschen. Im Trägerverein sind unter anderem Naturschutzbund, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald oder auch ein Bienenzuchtverein zusammengeschlossen. Gut Leidenhausen ist Teil eines Naherholungsgebiets unmittelbar an der Wahner Heide.

 

Ist das nicht der ideale Standort? Nein, meint Marcel Hövelmann, parteiloser OB-Kandidat von 2015 und Initiator vieler Umweltini-tiativen. Er hatte die Idee für ein UBZ im Rahmen eines »Ganzheitlichen Umweltbildungskonzepts« sehr detailliert im Bürgerhaushalt 2010 eingereicht. »Aber wir benötigen das UBZ an einem zentralen Ort, der gut erreichbar ist«, sagt er. »Für Schulen und Kindergärten aus allen Stadtteilen, und auch für die städtischen und freien Träger der Umweltbildung.« Nach Gut Leidenhausen zu gelangen, ist schon für Porzer aufwändig — es gibt noch nicht mal eine Busstation. »Es gab nie eine Diskussion darüber, was für die Träger der Umweltbildung das Beste wäre«, sagt Judith Levold vom Gemeinschaftsgarten Neuland in Bayen-thal. »Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden.«

 

Für Levold und Hövelmann soll das UBZ ein Ort sein, an dem sich freie Träger austauschen können und von der Stadt beraten werden. Und es soll in das ganzheitliche Umweltbildungskonzept eingebunden sein. Aber das sei immer noch nicht fertig. »Bislang wird die Pluralität der Anbieter von Natur- und Umweltbildung nicht adäquat dargestellt«, sagt Levold.

 

Es sei wichtig, die zu unterscheiden, sagt Konrad Peschen, Leiter des zuständigen Umweltamts: Zum einen würden durch den Ratsbeschluss nun die ansässigen Initiativen auf Gut Leidenhausen gestärkt. »Wir wollen den Ort stärker anbieten, junge Menschen dafür interessieren und Gut Leidenhausen auch stärker als Veranstaltungsort anbieten.« Dafür stehen 220.000 Euro zur Verfügung. »Die Verkehrsanbindung werden wir sicher auch noch verbessern«, so Peschen.

 

Zum anderen müsse das Umweltbildungskonzept tatsächlich noch erarbeitet werden. »Dass ein anderer Eindruck entstanden war, ist vielleicht keine perfekte Kommunikation von uns gewesen«, sagt Peschen. Er kündigt dafür ein weiteres Treffen mit allen Umweltbildnern für Ende Januar an. Dabei soll es auch um eine Anlaufstelle im Umweltamt gehen, wo über Fördermöglichkeiten informiert werde oder beim Marketing von Projekten geholfen werden kann. »Ein Fördertopf mit 50.000 Euro für kreative Ideen von Umweltbildnern ist auch angedacht.« Das könnte dann im Frühjahr im Rat beschlossen werden, sagt Peschen. Sieben Jahre nach Hövelmanns Vorschlag.