Vor wenigen Wochen sah der Saal noch so aus: Blick Richtung Leinwand, Foto: Dörthe Boxberg

Lichtspiele Kalk

Residenz, Filmpalast, Rex am Ring — es gab in den letzten Jahren einige erfreuliche Wiedereröffnungen traditionsreicher Kinos in Köln. Die Lichtspiele Kalk, die seit dem 21. Dezember (wenn nach Redaktionsschluss alles nach Plan verlaufen ist) ungefähr hundert Zuschauern in einem Saal Platz bieten, sind in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit in dieser Reihe. Zum einen, weil in dem unauffälligen dreistöckigen Wohnhaus auf der Kalk-Mülheimer Straße sehr lange kein Kinobetrieb mehr stattgefunden hat. Die dort ansässigen Union-Lichtspiele schlossen bereits 1974, um einer Disko Platz zu machen; das alte Kino wurde so umfassend umgebaut, dass man heute eher von einer Neueröffnung sprechen kann. Zum zweiten wegen des Standorts: Seit Mitte der 80er Jahre hat es, mit Ausnahme des Autokinos in Porz, kein Kino mehr im Rechtsrheinischen gegeben und überhaupt nur zwei Kinos außerhalb der Kölner Innenstadt: das Weißhaus in Sülz und das Cinenova in Ehrenfeld — zwei Stadtteile mit bürgerlichem beziehungsweise studentischem Charakter. Jennifer Schlieper und Felix Seiffert, die die Lichtspiele betreiben, sind erfahrene Kinomacher, aber für welches Programm in Kalk ein Publikum zu begeistern ist, müssen sie erst noch herausfinden.

 

Seiffert will sich nicht auf die üblichen Kategorien Mainstream oder Arthouse festlegen, bei einem Film wie »Blade Runner 2049« funktionierten solche Schubladen nicht, und Lars-von-Trier-Filme würden mittlerweile auch in Multiplexen gespielt. Sicher ist: Die von Seiffert mitveranstaltete Reihe »Something Weird Cinema« wird nach der Schließung des Filmhaus Kinos (mehr dazu in den News) und der Zwischenstation im Filmclub 813 seine neue Heimat in Kalk finden. Außerdem soll es eine »Cinemania« betitelte Reihe geben, in der Filmklassiker wiederaufgeführt werden — dafür verfügen die Lichtspiele neben einem modernen 4K-Beamer auch über einen 35mm-Projektor. Aber auch die audiovisuelle Zukunft wird ihren Platz in Kalk finden. Mit einer Kölner Software-Firma wird Schlieper einmal im Mo-nat halbstündige Programme mit Virtual-Reality-Filmen anbieten. 

 

Infos: lichtspiele-kalk.de