Iron & Wine

Sam Beam hatte schon früh einen Hang zum Exzentrischen, der seinen Folk aus dem sattsam bekannten Gefühlsbrei heraushob. Der Filmwissenschaftler (University of Miami) trug Vollbart, als der noch Erkennungszeichen aller Zausels war, und der Name seiner Band hat, für das Genre durchaus unüblich, assoziativ nichts mit der Musik zu tun. Sowieso verließ diese schon früh den Bannkreis einer restriktiven Singer/Song-writer-Ästhetik, Beam erfand Indierock im Breitwand-Popradio-Format neu (nachzuhören auf seinen großartigen Alben »The Shepherd’s Dog«, 2007, und »Kiss Each Other Clean«, 2011), eigentlich ein Unding. Aber Beam ist so stilvoll und gediegen, dass er selbst ein Album mit Peter-Maffay-Songs zum Funkeln brächte.

 

»Beast Epic«, sein im Spätsommer erschienenes sechstes Studioalbum, vollzieht allerdings eine überraschende Wende: Zurück zum Folk, zur Tradition, zur Heimeligkeit. Eigentlich ein perfektes Weihnachtsalbum, zu dem man sich im zugeschneiten Eifler Ferienhaus in die Decken kuschelt, dabei ist es im sonnigen Austin entstanden.

 

Es ist auch ein Zurück zum Indielabel Sub Pop, bei dem Beam vor 15 Jahren aus seinem Schlafzimmer heraus, wo er mit einem Vierspur-Rekorder aufnahm, seine zweite Karriere startete. Dass er erstmals seit über zehn Jahren wieder die einfachen musikalischen Formen feiert und auf den großen Promo-Rummel verzichtet, ist durchaus programmatisch zu verstehen. Man muss »Beast Epic« nicht überinterpretieren, aber es entfacht eine dezidiert ruhige und friedliche Atmosphäre, ein glückliches inneres Glühen. Musik für ein verunsichertes Land, in dem Donald Trump für seine »Betriebsunfälle« und kalkulierten Tabubrüche in Permanenz immer noch eine Massenunterstützung um sich scharen kann. Wer keine explizit politische Kunst macht (rechte wie linke), dem ist wieder nach Rückzug zumute. 

 

»Beast Epic« kann man folglich als einen Kassensturz verstehen: Was bleibt übrig, wenn alles Exaltierte und Überbordende, das Beams beste Alben prägte, angesichts eines krass exaltierten Präsidenten plötzlich schal und unangemessen klingt? Beam singt jetzt so klar, präzise und dabei emotional aufgeladen wie auf keinem anderen seiner Alben.