Minimalistische Muckis

We’ve Got Muscles spielen Instrumentalrock nach Bach’schem Vorbild

Instrumentale Rockmusik ist ein weites Feld, an den Schotten von Mogwai kommt man dabei kaum vorbei. Die eignen sich laut Henner Papies, Bassist und Fußorgelspieler des Kölner Trios We’ve Got Muscles, jedoch viel besser als Gegenbeispiel, denn als Role Model: »Mogwai sind ja die Könige im Steigern und Vertiefen. Die nehmen ein Riff, eine wunderschöne Melodie, spielen zig Wiederholungen und machen es dichter, größer, schöner, brachialer. Unser Ansatz ist ein anderer: Songs zu schreiben, die so abwechslungsreich sind, dass man einfach keinen Gesang benötigt.« 

 

Und so bestechen die vier Tracks ihres Debüts »Haellstroem« (erschienen auf Stöhr Sound) nicht durch Überwältigun, sondern durch raffinierten Minimalismus. Alles wurde zu dritt live im Studio eingespielt, nur an ganz wenigen Stellen wurde eine Gitarre gedoppelt: -»Viel wichtiger, als eine perfekte Produktion hinzulegen, war uns, dass die Energie festgehalten wird, mit der wir spielen. Dafür muss man gemeinsam in einem Raum stehen, aufgerissene Amps im Rücken haben und die Bandkollegen dabei sehen, wie sie voller Spaß und Freude die Sache nach vorne -prügeln.«

 

Seit Sommer 2016 spielen -Henner, Gitarrist Christian Noack und Schlagzeuger Thomas Gruner zusammen, der Bandname We’ve Got Muscles war eigentlich ein ironischer Verweis auf die eigene Physiognomie im Vergleich zu manch einer mega-durchtrainerten Hardcore-Band. Wenn man ihn jedoch auf den Sound der Band bezieht, wird ein Schuh draus: Natürlich handelt es sich dann nicht um den dicken Bizeps eines Bodybuilders, sondern um die drahtigen Muskeln eines Artisten. Vorangetrieben durch das Schlagzeug spielen Bass und Gitarre fugenartige, verschachtelte Riffs, die mal an Johann Sebastian Bach, dann wieder an solistische Eskapaden von Powermetalbands der 80er-Jahre erinnern. Der trockene, rohe Sound bewahrt sie jedoch vor Pathos.

 

Aufgenommen haben sie ihre EP im legendären Bluebox-Studio von Guido Lucas (R.I.P) und Ralf Rock, was insofern passt, als dass alle Bandmitglieder mit den alten Bluenoise-Bands aus dieser Studio-Szene groß geworden sind: »Wir sind zu den Konzerten gerannt. Die Musik war spannend, innovativ, roh und immer verdammt ehrlich. Das hat uns definitiv geprägt!« Eine Attitüde, die laut Henner wieder im Trend liegt: »Klinisch sterile Aufnahmen, bei denen jeder Ton perfektioniert und alles zurechtgerückt wird? Da hat man sich doch dran satt gehört.«