Ludwigs Late Night Show

Der Mann ist außer sich. Er hat gerade ein Selfie geschossen, aber sein Begeisterungsanfall scheint weniger mit dem Mobilgerät in seiner Hand zu tun zu haben als mit dem Kunstwerk hinter ihm an der Wand. Wir dürfen vermuten: Er ist Fan der monatlichen Late-Night-Session im Museum Ludwig, die den nüchternen Namen »Langer Donnerstag« trägt.

 

Das Motiv stammt aus der in Neonfarben gedruckten neuen Plakatkampagne, zu der das Museum selbstbewusst verkündet: »Wir werden uns im Kölner Stadtbild cool und grell behaupten.« Es wäre sicher keine Zeile Wert, handelte es sich um die Promo für ein beliebiges Event. Aber tatsächlich betreibt das Museum mit dem LaDo, wie das Stammpublikum längst sagt, seit Jahren eine ziemlich kluge Form der Kunstvermittlung.

 

Es geht nicht um Anbiederung, wohl aber darum, neue Publikumsgruppen zu erreichen. Beim genreübergreifenden Programm steht die Kunst im Mittelpunkt. Führungen, Konzerte, Filme, Performances, Talks, Lesungen beziehen sich auf Sammlungswerke oder ergänzen und vertiefen die aktuelle Sonderausstellung. Im Dezember legte Künstler und Musiker Christian Aberle mitten in der Rosenquist-Ausstellung auf, einen eigens für diesen Abend komponierten Mix aus loungiger Elektronik und Radiowerbung der Pop-Art-Ära — Sounds, die perfekt mit Rosenquists monumentalen Bildcollagen korrespondierten. Ich meide gewöhnlich eventverdächtige Menschenansammlungen, aber das war cool.

 

Das immer fein ausgedachte Programm kommt an. 20.000 Besucher zählte man 2017, vor allem jüngere, aber auch Familien, Rentner, Akademiker, Arbeiter, Arbeitslose, Touristen, Musik-Fans. Das erste Halbjahr 2018 bietet Rendezvous mit Rosenquist, der Jazz-Band Der Weise Panda (März), Eisler & Brecht (»Im Exil«, anlässlich der Straschek-Ausstellung, April). Und es darf gerne so weiter gehen wie beim ersten Termin im Januar: Unter dem Motto »Musik & Fernweh« spielte das junge Singer-Songwriter-Duo Kim und Mike Rauss (Neu-Kölner mit israelisch-englisch-deutschen Wurzeln) ein Falafel-Pop-Konzert vor vollbesetztem Treppenhaus. Wilder Applaus, mehrere Zugaben.