Maden in Germany

Jeder grillt gerne, aber mögen sie auch Grillen? Insekten sind der neue Ernährungstrend

Alle wollen grillen — aber wollen sie auch Grillen? Und Würmer, Käfer, Maden, Schaben? Sind Insekten eine Alternative zu Würstchen und Schnitzel, überhaupt zu Fleisch?

 

Diese Fragen stellen sich Ernährungswissenschaftler ebenso wie Marketing-Strategen. Eine Handelskette lancierte gerade eine Kampagne mit Probierständen in mehr als fünfzig Großmärkten. Erreicht uns nach all den Ernährungstabus nun der Tabubruch, die Entomophagie, die Insekten-Ernährung?

 

In vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas isst man Raupen, Heuschrecken, Termiten. Seit fünf Jahren steigt der Vertrieb auch bei uns. Der Trend beschäftigt auch Lebensmittelbehörden und Gerichte. Im vergangenen Jahr musste eine Restaurantkette Insekten von der Karte nehmen, weil die Mehlwürmer und Heuschrecken nicht zugelassen waren; sie hätten mit Pestiziden belastet sein können. Seit diesem Jahr regelt eine neue EU-Verordnung die Zulassung.

 

Tequila-Trinker machten schon in den 80er Jahren Bekanntschaft mit Insekten. In ihrem Schnaps war der Wurm drin. Strenggenommen waren es Raupen, die sich an den Agaven zu schaffen gemacht hatten und so in Mezcal meist minderer Güte landeten. Die Qualität war aber egal, denn die Tändelei mit dem Ekel hielt Jungs-Cliquen bei Laune.

 

Was früher als Mutprobe diente, nennt die Reklame jetzt jungle food. Insekten sind einfacher als Huhn, Schwein und Rind zu halten und sie verbrauchen weniger Futter. Für ein verwertbares Kilo Grillen benötigt man zwei Kilogramm Futter; für Schweinefleisch ist es die vierfache, für Rindfleisch sogar die zwölffache Menge.

 

Ernährungsphysiologisch taugen Insekten durchaus als Fleischersatz, sie sind reich an Proteinen. Wenn man nicht Vegetarier ist, lässt sich die Abscheu überwinden. Auf die Idee, Krebse oder Schnecken zu essen, kommt man ja auch nicht ohne weiteres. Der Würmer-Burger wurde schon gesichtet, als Klops kriegt man das irgendwie runter. Geschmacklich sind Insekten unspektakulär — aber das ist Industrie-Fleisch auch. Grillen sollen gegrillt am besten schmecken. Aber die Preise sind derzeit noch hoch — wer wechselt dann von der Pute zur Made? Da lacht der Metzger. Wer die Schaben hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.