»Rache — Schuld — Vergebung«

»Auge um Auge macht die ganze Welt blind«, sprach einst ein weiser Erdenbürger. Ein altes klingonisches Sprichwort meint dagegen: »Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.« Dem Graubereich dazwischen widmet sich die diesjährige »Filmgeschichten«-Reihe über das Jahr hinweg mit elf Klassikern zum Themenfeld »Rache — Schuld — Vergebung«. Mit einleitenden Worten von Experten versehen, wird hier ein weites Feld von Pulp bis Hochkultur vermessen.

 


Den Anfang des rachsüchtigen Reigens macht »Rashomon« (1950) von Kurosawa Akira. Er zeigt Verbrechen und Bestrafung aus verschiedenen Perspektiven und prüft leichtfertige Urteile über »Wahrheit« und »Gerechtigkeit«. Der Ostersonntag steht dann im Zeichen von Pier Paolo Pasolinis »Das 1. Evangelium — Matthäus« (1964), in dem er sich der Geschichte Christi mit neorealistischer Sensibilität nähert. 

 


Es folgt eine Reise durch ein Jahrhundert filmischer Rache- und Sühnestücke mit deutsch-österreichischem Startpunkt. Am Vorabend kommender Katastrophen schuf G. W. Pabst mit »Die Büchse der Pandora« (1929) das grell-expressionistische Stummfilmgemälde einer Gesellschaft im Taumel, das in einem Strudel aus Eifersucht, sozialer Ächtung und Lustmord kulminiert. Auch Fritz Lang entfloh dem aufziehenden NS-Wahn früh. Dass der Hass der Lynchjustiz auch in seiner neuen Heimat wütete, zeigt sein US-Debüt »Fury« (1936). 

 


Auch wenn gut durchblutete Exploitation-Kost wie Fujita Toshiyas »Lady Snowblood« (1973) aufzeigt, wie gern das ostasiatische Kino in Rachefantasien schwelgt, glänzt ausgerechnet Südkorea — sonst Rache-Garant — mit dem Versuch, den Kreislauf des Hasses zu durchbrechen. Fast wortlos skizziert Kim Ki-Duk in seinem Meisterwerk »Frühling, Sommer, Herbst, Winter … und Frühling« (2003) die ewige Wiederholung von Begehren, Gewalt und Sühne als weltliche Invasion ins spirituelle Paradies eines Klosters. Der Schlusspunkt wird dennoch in grellem Rot gesetzt, wenn die Braut Uma Thurman in Quentin Tarantinos Rache-Retro-Remix »Kill Bill 1&2« (2003/04) ihre tödliche To-Do-Liste abha(c)kt. Welch böses Blut sich am Set zusammenbraute, wird erst dieser Tage klar. 

 

Do 29.3.–Do 20.12., Filmforum im Museum Ludwig


Infos: filmforumnrw.de