Big in Cologne

Die Kazé Anime Nights und Asia Nights zeigen aktuelles japanisches Kino

Seit der Gründung des Japanischen Kulturinstituts ist Köln das bundesweite Zentrum für alles, was mit Japan und Kino zu tun hat — auch wenn das in erster Linie nur die Einheimischen wissen, die bei immer freiem Eintritt den Multifunktionssaal am Aachener Weiher füllen. Rapid Eye Movies tragen als Verleih und Produktionsfirma mal mehr, mal weniger ortsspezifisch zur Kölner Vormachtstellung bei. Recht neu sind im Vergleich die Kazé Anime Nights und die Kazé Asia Nights, die auf ihrer Tour durch Deutschland auch in Köln und Hürth Station machen, mit einer Auswahl mehr oder weniger aktueller Filme vor allem aus Japan. So findet zumindest in Einzelvorführung seinen Weg auf die große Leinwand, was sonst in der kleinen Heimmedienwelt verschwindet — unter anderem bei der Firma Kazé, die in Deutschland schon seit den 90er Jahren Anime-DVDs herausbringt und mittlerweile auch Übersetzungen japanischer Mangas.

 

Einer der Höhepunkte der Anime Nights ist Fujimori Masayas subtiler, humanistischer Fantasy-Film »Fairy Tail: Phoenix Priestess«. Es bezaubert und beeindruckt, wie hier komplexe Themen wie Krieg, posttraumatische Belastungsstörungen, der Verlust der Nächsten in einer luftigen Form behandelt werden, ohne dass es dabei jemals am nötigen Ernst fehlt. Das funktioniert so wirklich nur in der japanischen Populärkunst, wo Niedlichkeit und Seriosität — anders als in Deutschland — keine Gegensätze sind.

 

Bei den Asia Nights sorgt vor allem Take Masaharus »100 Yen Love« für cinephile Exstasen. In der im Ton bezaubernd kantigen Mischung aus Boxerfilm und Alltagskomödie erweist sich Andô Sakura (»Love Exposure«) erneut als furchtloseste jüngere Schauspielerin ihres Landes. Sie spielt eine grummelig-schlampige Tochter, die entnervt dem Hotel Mama entflieht, zu absurden Zeiten im japanischen Gegenstück zum hiesigen Ein-Euro-Laden arbeitet und mit ihrer Aggro-Art dauernd die Kunden vergrault. Irgendwann verliebt sie sich in einen Boxer, beginnt selbst mit dem Sport — und wird aufs Übelste verdroschen. Was bei ihr aber ungemein glamourös wirkt.

 

Ebenfalls für gute Laune, wenn auch auf schlichterem Niveau, sorgen Horror-Routinier Yamada Masafumis eklig-verstörende Videospieladaption »Corpse Party« und Fantasy-Allrounder Satô Shinsukes »Death Note: Light up the New World«, ein Versuch, dem »Death Note«-Manga-Universum neue Seiten abzugewinnen: zweimal Genre ohne Wenn und Aber.

 

Kazé Asia Nights: Bis 3.8., Filmpalast und UCI Hürth.

 

Kazé Anime Nights: Bis Oktober, Filmpalast und UCI Hürth

 

Infos: themroc.biz/film/aktuelles