»Sachorientierter Treiber«: Markus Greitemann, Foto: Simon Wegener

Von der Uni ins Rathaus

Markus Greitemann wird neuer Baudezernent. Der Quereinsteiger soll die Kölner Wohnungsnot lindern

Gegen Hamburg hat Köln keine Chance. Baudezernent Franz-Josef Höing verkündete im vergangenen Juli überraschend seinen Abgang aus Köln. Er hatte sich in Hamburg erfolgreich auf den angesehenen und gut dotierten Posten des Oberbaudirektors beworben.

 

Gut für Höing, schlecht für Köln. Die Mieten steigen, es herrscht Wohnungsnot, Großprojekte wie die Parkstadt Süd und der Deutzer Hafen laufen — und das städtische Dezernat für Stadtentwicklung, Planen und Bauen ist nur kommissarisch besetzt. So muss bislang Verkehrsdezernentin Andrea Blome auch das Baudezernat führen — ebenso wie das Wirtschaftsdezernat, dort ist der Posten seit einem Jahr vakant. Es fällt der Stadt offenbar schwer, Dezernatsleiter für sich zu gewinnen.

 

Nun aber wurde ein Dezernent für Planen, Bauen und Stadtentwicklung gefunden. Markus Greitemann wohnt in Attendorn und Köln, wo der Diplom-Ingenieur seit 2010 das Gebäude- und Liegenschaftsmanagement der Universität leitet.

 

Es ist bemerkenswert: Ein Quereinsteiger aus der eigenen Stadt setzt sich gegen die bundesweite Konkurrenz durch. »Ich habe mich der Empfehlung des Personalberatungsunternehmens sofort angeschlossen«, lässt sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker vernehmen. Greitemann besitze »die nötige Kompetenz für eine erfolgreiche planerische und bauliche Weiterentwicklung der Stadt Köln«.

 

Doch die Entscheidung für Greitemann ist auch Teil eines politischen Deals. Greitemann sitzt seit 2009 für die CDU im Kreistag von Olpe. Das schwarz-grüne Ratsbündnis hatte vereinbart, dass die CDU den Zuschlag für den einflussreichen Posten erhält. Grünen-Fraktionschefin Kirsten Jahn lobt Greitemann in einer Stellungnahme pflichtschuldig und bescheinigt ihm, er sei »zielorientierter Planer und sachorientierter Treiber«. Die CDU feiert den Parteikollegen als »Macher«, verweist auf seine Erfolge an der Universität. Zudem sei er »ein exzellenter Köln-Kenner«. So verkauft man es, wenn man niemanden von außerhalb findet; andernfalls hätte man wohl den »unvoreingenommen Blick auf die Stadt« gepriesen.

 

SPD und Linke zweifeln grundsätzlich, ob Greitemann die nötige Qualifikation besitzt. Sie sehen im Wohnungsbau die drängendste Aufgabe. »Herr Greitemann bringt in diesem Bereich keine Erfahrungen mit«, sagt Martin Weisenstein von der Linken. Er kritisiert, dass Erfahrungen im Wohnungsbau nicht zur Bedingung für eine Bewerbung gemacht wurden.

 

Franz-Josef Höing sagte dem Hamburger Abendblatt nach seinem Wechsel, er habe in Köln »eine unglaubliche Skepsis der Bürger gegen ›die da oben‹« gespürt. Es wird auch die Aufgabe von Markus Greitemann sein, dies zu ändern. Wenn der Eindruck entsteht, Dezernatsleitungen mit Rücksicht auf das -Parteibuch zu besetzen, wird das allerdings nicht einfacher.