Kontrolle zum Downloaden: Immer mehr Eltern nutzen GPS-Tracker

Überwachung per Knopfdruck

Besorgte Eltern greifen auf Apps zurück, um den Aufenthaltsort ihrer Kinder festzustellen. Aber viele dieser Apps sind dubios

Ein kleines Mädchen verschwindet vom Spielplatz. Als sie nach einem gedankenlosen Spaziergang durch die Nachbargärten wieder auftaucht, beschließt ihre Mutter, die Tochter nie wieder aus den Augen zu verlieren. In einer Spezialklinik in den USA lässt sie ihrer Vierjährigen einen Chip in die Schläfe implantieren. Von nun an kann sie jeden ihrer Schritte über das Tablet verfolgen, sogar ihren Herzschlag und Blutdruck überwachen.

 

Was in der aktuellen Staffel der Serie »Black Mirror« zunächst wie eine Technik-paranoide Dystopie erscheint, ist in Teilen längst Realität geworden. Der Markt für sogenannte Locator, also Apps und GPS-fähige Armbanduhren für Kinder, ist groß: Schon ab 20 Euro können Eltern damit die Bewegungen ihrer Kinder in Echtzeit verfolgen. Hat das Kind sein Ziel erreicht oder verlässt es einen zuvor festgelegten Radius, dann bekommen die Eltern eine Nachricht auf ihr Smartphone gesendet. Im Notfall kann das Kind per GPS einen Notruf absetzen.

 

Während Gadget-Anbieter wie »Weenect« oder »Pocket Nanny« ihren Kunden Sicherheit versprechen, warnen Daten- und Verbraucherschützer seit Jahren vor den Geräten. Wo werden die Daten und Bewegungsprofile gespeichert? Wer hat darauf Zugriff? Und wie einfach ist es für Außenstehende, die Geräte zu hacken und die Bewegungen eines Kindes live mitzuverfolgen? Fragen, die bisweilen oft ungeklärt sind und deren Beantwortung vor allem an der mangelnden Transparenz von Google, Amazon und Co. scheitert.

 


Umso erstaunlicher ist daher das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die Anfang Februar veröffentlicht wurde. Rund 46 Prozent der Befragten gaben darin an, dass sie sich vorstellen können, den Standort ihres Kind zu orten. Wiederum ungefähr 48 Prozent sprachen sich gegen die Tracker aus: Sie fanden, dass damit zu stark in die Privatsphäre der Kinder eingegriffen würde und dass die Sicherheit auch ohne Apps gewährleistet sei. Gerade einmal jeder Dritte sorgte sich um eine unerlaubte Weitergabe der Daten.