Hamlet

Die multimedialen Theaterarbeiten des Dortmunder Autors und Regisseurs Sir Björn Gabriel (»The Great Democracy Show — it’s unbelievable«) bieten immer prallgefüllte Politperformances mit einem kräftigen Schuss Pop-Attitüde. Wie bei seinem letzten Stück »Poser (sic!) — Gebt Gedankenfreiheit!«, das lose auf Schillers »Don Karlos« basierte, greift der Sir erneut tief in die Klassiker-Kiste. Diesmal ist es Shakespeares grübelnder Dänenkönig Hamlet, der in einem wilden Parcours durch die multimediale Mangel gedreht wird. Sir Gabriel Trafique (formerly known as Sir Gabriel Dellmann) setzt mit voller Wucht die Erforschung der gesellschaftlichen Umstände fort. Beschallt von einem krautigen Elektro-Soundtrack der Band AnivoKore, sind gleich drei Hamlets auf der Suche nach einem Ausweg aus einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Dabei agieren die drei Schauspieler Lucia Schulz, Lukas Gander und Dominik Hertrich für den Betrachter verborgen hinter einer weißen Mauer.

 

Wie schon bei der Poser-Performance setzt die Regie Videotechnik ein, die das Spiel der Akteu-re live auf eine für den Zuschauer sichtbare weiße Wand projiziert. Die Live-Bilder vermengen sich mit vorproduzierten Videos in denen Anna Marienfeld, Björn Gabriel, Mirka Ritter und Fiona Metscher auftreten. Der Mix aus Sound, Schauspiel, Live-Bildern und vorgefertigtem Videomaterial sorgt für einen medialen Overkill. Dieses Beschallungsszenario soll mit popkulturellen Verführungsmethoden immer neue virtuelle Welten auftürmen, um sie gleichzeitig durch die Offenlegung ihrer Mittel in ihrem Innersten zum Einsturz zu bringen. Nur hin und wieder wird der Zuschauer bei dieser Konfrontation von Zitaten aus Shakespeares »Hamlet« an die Hand genommen. Hier, im verwirrenden Parcours der Parameter des 21. Jahrhunderts, er-öffnet sich für den Helden die Wahl: zwischen möglichen Realitäten, zwischen persönlichen Zwängen und der Notwendigkeit politischen Handelns, zwischen Machterhalt und moralischer Verantwortung.