Frank Schätzing braucht seine Ruhe: Eierplätzchen in der Südstadt, Foto: Marcel Wurm

Bunt und Blockwart

Wegen eines bizarren Streits steht das autofreie Fest »Bunt im Block« auf der Kippe

Straßenfeste sind in Köln gerade Reizthema. In Nippes gibt’s Zoff und am Eigelstein, nirgends aber wird so heftig gestritten wie in der Südstadt. Viele Anwohner sind der Karnevalsexzesse, des Saufens und der lauten Musik überdrüssig. Weil sie kein weiteres Event in ihrem Viertel wollen, haben sie Unterschriften gesammelt: Gegen das Fest »Bunt im Block«, das am 27. Mai stattfinden soll. Auch die Südstadt-Promis Frank Schätzing und Tommy Engel haben unterschrieben. Es ist gut möglich, dass das Ordnungsamt das Fest nicht -genehmigt.

 

Mit ihrem Protest treffen die Wutbürger allerdings die Falschen. Bunt im Block soll, ähnlich wie der »Tag des guten Lebens«, ein Fest auf autofreien Straßen sein, bei dem Anwohner das Programm selbst gestalten und Nachbarn sich kennenlernen. Angemeldet sind Aktionen wie Rikschafahren für die Bewohner eines Seniorenzentrums, ein »Batik-Museum« oder »Kartoffelstempel selber basteln«. Alkohollizenzen oder Konzertbühnen wird es nicht geben. »Es wird eigentlich ein stilles Fest«, sagt Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche, der Bunt im Block unterstützt.

 

Doch die Gegner wenden ein, die Organisatoren seien professionelle Gastronomen und Veranstalter. Das stimmt, macht das Nachbarschaftsfest aber nicht automatisch kommerziell. Nicht einmal einen Kuchenverkauf durch Anwohner soll es geben. Sponsoren würden aber gebraucht, um Personal für die Straßensperrungen und die Organisation zu bezahlen, sagt Veranstalter Thomas Schmeckpeper, der auch als Referent für die Ratsgruppe GUT arbeitet. »Falls es doch Überschüsse geben sollte, werden wir diese an eine gemeinnützige Organisation im Veedel spenden.«

 

Die Gegner wollen das nicht glauben. Eigentlich wollen sie von den Ideen der Veranstalter auch nichts wissen. Man kenne seine Nachbarschaft und brauche keine Belehrung — solche Sätze bekam Schmeckpeper bei Anwohnergesprächen zu hören. Man habe sich seine Freiheiten schon erkämpft, damals, bei der Stollwerck-Besetzung. Auch die Unterschriftensammler der Petition »Wem gehört die (Süd-)Stadt?« verkünden, die Südstädter bräuchten keine »Nachhilfe im öffentlichen Diskurs«. Pfarrer Hans Mörtter bringt das in Rage: »Wollen die damit sagen, die Südstadt gehört den einen und den anderen nicht? So eine Hetze und Stimmungsmache habe ich in 30 Jahren nicht erlebt.«

 

Das Fest ist zum Politikum geworden. SPD und CDU im Bezirk sind gegen Bunt im Block. »Plötzlich auftauchende Erziehungsveranstaltungen, die uns Nachbarschaft erklären und die Art und Weise der Mobilität vorschreiben wollen, beleidigen die Mündigkeit der Bürger vor Ort«, heißt es bei der CDU. Man fragt sich, welch lustiges Fest sich die Gegner da vorstellen: eine kommerzielle Erziehungsveranstaltung, mit Saufen und Grölen?

 

Die Fraktionen der Grünen, Linken und die Wählergruppen GUT und Deine Freunde wollen den autofreien Sonntag für das Fest nun retten, indem sie CDU und SPD in der Bezirksvertretung Mitte April überstimmen. Doch das Ordnungsamt hat bereits kundgetan, man sei an einen politischen Beschluss nicht gebunden. Das Amt hat bereits dem autofreien Fest »Straßenland« auf der Nord-Süd-Fahrt die Genehmigung verweigert. »Wenn das Ordnungsamt den politischen Willen ignoriert«, sagt Pfarrer Mörtter, »dann gehe ich los und sammle Unterschriften gegen die wirklich -kommerziellen Straßenfeste im Viertel.«