Gesamtkunstwerk: Robert Wilson

Wer einmal in den Genuss einer Theaterinszenierung von Robert Wilson gekommen ist, wird das Erlebnis so schnell nicht vergessen. Zu außergewöhnlich sind seine traumartigen Gesamtkunstwerke aus Bühnenbild, Lichtregie, Sound, Mimik und Gestik der Schauspieler. Seine Inszenierungen sind gleichzeitig bildgewaltig und surreal, bunt und reduziert und immer bis ins kleinste Detail durchkomponiert. 

 

Nicht ohne Grund ist Wilson einer der gefragtesten Theaterregisseure der Welt. Wobei Regisseur nur einen kleinen Teil seiner Arbeit beschreibt, Wilson ist gleichsam Bühnenbildner, Designer, Sammler und Künstler. In dieser Multifunktion wird er im Max Ernst Museum in Brühl eine Ausstellung gestalten, die eigene Arbeiten, Requisiten seiner Theaterinszenierungen sowie Werke aus seiner Privatsammlung verbindet.

 

Als Hommage an Max Ernst und inspiriert von einer Fotografie aus dem Archiv des Museums, das Ernst 1937 in seinem Atelier zeigt, schafft Wilson eine begehbare Rauminstallation, eine surreale Kunst- und Wunderkammer. Darin finden sich zeitgenössische Stücke neben Möbeln und Zeichnungen, Talismanfiguren der Inuit neben Artefakten aus Indonesien, Papua Neu-Guinea oder Arizona. Als roter Faden zieht sich das Motiv des Vogels durch die Ausstellung — ein Tier, das auch Ernst als Sinnbild für mythologische, tiefenpsychologische und autobiografische Bezüge wieder und wieder malte. 

 

Wilsons Faszination für die Kunst der Dadaisten und Surrealisten ist offensichtlich, doch dass die Anerkennung auch wechselseitig bestand, ist überraschend. 1971 erhielt er den inoffiziellen Ritterschlag, als der Schriftsteller Louis Aragon nach Besuch einer frühen Wilson-Inszenierung in einem offenen Brief an den (verstorbenen) Vater der Bewegung André Breton den damals 30-jährigen Bühnenkünstler als legitimen Erben des Surrealismus bezeichnete. Wilson zeige »das, wovon wir anderen, die den Surrealismus geboren haben, geträumt haben, dass es entstehen möge nach uns, über uns hinaus.«

 

Wem Wilson auf der Bühne bisher entgangen ist, bietet sich
im Max Ernst Museum die Chance einer Entdeckung. Es wird sicher spektakulär.

 

 

»Robert Wilson: The Hat Makes The Man«, Max Ernst Museum des LVR, Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl, 13.5.–26.8., Di–So 11–18 Uhr