Neues aus dem Netz

Jessica Gabriel


Mal wieder etwas für Freundinnen und Freunde experimenteller Musik: Das Album »Spool Oops« der multidisziplinären kanadischen Künstlerin Jessica Gabriel, hier unter dem Namen »tay_ploops« veröffentlicht, ist Dada vom Feinsten. Der nicht besonders originelle Name des Projekts verrät bereits, wohin die — sehr viel originellere — musikalische Reise geht: Tape-Loops, in der Hauptsache bestehend aus auf alten Kassetten gefundenen Sounds und Field Recordings, die sie mit eigener Freestyle-Lyrik, Ukulele und Gesang mixt und manipuliert. Hört sich alarmierend an, ist aber hochinteressant anzuhören, total gaga und in der Tat eine Fundgrube selten gehörter Sounds, frei herunterzuladen beim Chicagoer Netlabel Pan Y Rosas:


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Marta SmiLga


Dort gibt es noch weitere Entdeckun-gen zu machen, zum Beispiel das Konzeptalbum »atractive synthesis«. Die Musikerin Līga Smirnova (Foto) aus dem lettischen Riga arbeitet im Rahmen ihres neuesten Projekts »asterisk untitled« mit analogen Modularsynthesizern, deren Sounds im Nachgang absicht-lich noch einmal digital prozessiert wurden. Sie selbst bezeichnet ihre Musik als experimentellen Ambient. Wobei Ambient hier keinesfalls für Seichtes, Flächiges oder irgendwelches Geplucker steht — vielmehr fährt Liga, wie sie sich auch nennt, bisweilen das harte Drone-Brett auf, was sich insbesondere in der intensiven Nutzung analoger Rauschgeneratoren und übersteuerter Oszillatoren bemerkbar macht.

 

Mein Kopfkino produziert zu ihrer Musik einen dystopischen Indie-Science-Fiction-Film, in dem eine Gruppe irdischer Wissenschaftsastronauten ausrückt, um einen kosmischen Nebel zu studieren, der Bewusstseinsveränderungen  … okay, okay, ich hör’ schon auf. Wobei: Die Kosmos-Thematik ist durchaus intendiert, schreibt die Künstlerin doch auf ihrer Website über sich selbst: »Seit ihrer frühen Kindheit interessiert sie sich für Musik und Astronomie.« Musik hat sie studiert und auch zum Beruf gemacht, denn Liga ist Teammitglied des kleinen, lettischen Modularsynthesizerherstellers Erica Synths, dessen Produkte sie intensiv benutzt. Astronomie macht sie zum Thema ihrer Musik, unter dem Künstlernamen Marta SmiLga: »Sie erzeugt tiefe, immersive kosmische Klanglandschaften. Manchmal ziehen sie dich in ihr Gravitationsfeld, wie die Materie in ein schwarzes Loch. Manchmal bringen sie einen in unbekannte Galaxien, weit weg, voller schimmernder Sterne.«

 

Ihr erinnert euch? In dieser Kolumne wird nur gute und klischeefreie Weltraummusik besprochen. Hier ist eine kluge und sehr vielversprechende Vertreterin dieses Subgenres. 

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