So viele perfekt inszenierte Selfie-Körper! Ganz zu schweigen von den Möglichkeiten, die Photoshop und Apps zusätzlich bieten. Das ist unsere Welt 2018. In der 17. Ausgabe des Sommerblut greift das Kulturfestival vom 5. bis zum 21. Mai das Thema »Körper« auf.

Ob groß oder klein, jung oder alt, schön oder hässlich, perfekt oder unvollständig: Die Tanz- und Theaterstücke zeigen Lust und Frust am Körper. Unter anderem hat Festivalleiter Rolf Emmerich die großartige Performance »Fucking disabled« (behindert vögeln) nach Köln eingeladen, eine poetische Stückentwicklung über Sex und Begehren unter der Regie von David von Westphalen. Es geht um eine schöne Frau mit ungewöhnlichen Formen, einen Performer mit unkonventionellen Bewegungen, eine tantrische Sexarbeiterin und einen grazilen Tänzer. Sie alle eint, sexy sein zu wollen: »Auch wir wollen Sex und haben Sex, was denkt denn Ihr?!«

Mit ihren eigenen Geschichten führen und verführen die vier das Publikum in ihre Art und Vorstellung von Erotik. Wie findet man Gehör, wenn auch das Sprechen behindert wird? Wie kommt man zusammen, wenn der gewohnte Ablaufplan der Verführung oder das übliche Beuteschema sich als unbrauchbar erweisen, weil man im Rollstuhl sitzt? Regisseur David von Westphalen erklärt: »Es geht ums Gesehen werden. Sich zeigen. Zurückschauen.«
Der Zuschauer wird sehen, wie Hemmung überwunden wird, er sieht Intimität, Sinnlichkeit
und auch die Körper.

Auch ans Eingemachte geht es in »Cut.Loose«, allerdings geht es hier um den politischen Körper. Es ist ein körperliches und vokales Duett über die Gewalt und die Zärtlichkeit eines Paares in Israel. Das Schlüsselelement in dieser Arbeit ist das Messer, als unmittelbares Kommunikationsmittel, ähnlich dem Gebrauch eines Wortes.

Eine quadratische Arena ist der Boden für die Kämpfe, die manchmal gemeinsame Praxis sind, manchmal ein Akt der Intimität und manchmal ein Kampf bis zum Tod. Das Publikum erlebt die Runden der Kämpfe aus nächster Nähe, als Zeugen, Kritiker und widerstrebende Partner.