Bitumen für die Verkehrswende: der Rheingarten in der Altstadt; Foto: Marcel Wurm

Bitumenbeet im Asphaltgarten

Köln kann auch schnell und billig: Die Stadtverwaltung hat die Rheinpromenade asphaltiert

Wie ein Provisorium mutet der Rheingarten vor der Kölner Altstadt schon seit vielen Jahren an. Jetzt endlich hat die Stadt Köln den Mumm, sich dazu zu bekennen — indem sie auf einer Strecke von dreihundert Metern zwischen Deutzer Brücke und Fischmarkt Asphalt über das Natursteinpflaster kippen lässt und alles plattwalzt, was nicht ebenerdig ist.

 

Was zunächst aussieht, als wollte man die Rheinuferstraße noch näher an den Fluss legen, um Autofahrern kurz vorm Diesel-Schock noch mal einen besseren Rheinblick zu gönnen, ist in Wirklichkeit etwas ganz anderes: die Verkehrswende!

 

Die Stadt erklärte ihr beherztes Einschreiten damit, dass Fahrradfahrer sich beschwert hätten. Immer wieder. Sie drohten zu stürzen. Gefahr im Verzug — seit Jahren! Da hat die Stadt ihr Herz für Fahrradfahrer und die Fußgänger, die vor ihnen zur Seite springen müssen, entdeckt. 

 

Der Basaltboden der linksrheinischen Promenade, von der kölschen Tagespresse dankbar zum »Schmuckstück« verklärt, habe sich »in den vergangenen Jahren punktuell zu einer Gefahrenquelle entwickelt«, teilte die Stadt Mitte April mit — und ließ die Gefahrenquelle kurzerhand versiegen. Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik, zuständig für die Verkehrssicherheit, nicht fürs schöngeistige Spintisieren, kübelte tonnenweise Asphalt über alles, was man dort vorfand. 

 

Gut, dass Klaus Harzendorf, Chef im Amt für Straßen und Verkehrstechnik, offenbar noch Material auf Lager hatte. Vielleicht stand der Asphalt in Säcken auf den Fluren des Stadthauses im Weg rum? Oder das Haltbarkeitsdatum rückte näher? Jedenfalls war das Zeug jetzt gut zu gebrauchen.

 

Das Ergebnis sieht so aus: zeitlos schick in glänzendem Schwarz, dazu höchst funktional, weil rutschfest, ebenerdig und mit prächtigen Rolleigenschaften.

 

Vor kurzem hat die Stadt ihr Gestaltungshandbuch neu aufgelegt. Bodenplatten, Laternen, Abfalleimer — alles soll schön zueinander passen, steht dort geschrieben. Aber wer mag so etwas lesen? -Bücher kann man mit in den Urlaub nehmen, aber in Köln wird bei der Arbeit gearbeitet, nicht gelesen. Die robuste Einsatztruppe der Stadt hat ganze Arbeit geleistet. 

 

Die Politik sei nicht informiert worden, murren jetzt die Politiker. Kennt man. Aber muss man immer alles zerreden? Seit die »Wanderbaustelle« ihr Ziel erreicht hat, rutscht und wackelt nichts mehr! Und das Beste: Alles blieb im Zeitplan, keine Kostensteigerung. Hamburg, Berlin, Stuttgart, schaut auf diese Stadt: Köln kann schnell und billig! Doch Undank ist der Welten Lohn. Harzendorfs Heldentat ruft die Ästheten auf den Plan. Kein neues Natursteinpflaster, sondern »lediglich Asphalt«, wie die Stadt selbst zugeben muss, sei das. Na klar! Wir sind nicht Düsseldorf! Natursteinpflaster, das klingt schon so parfümiert. Wir verlegen keinen Carrara-Marmor, damit Junggesellenabschiede aus den unzivilisierten Umlandgemeinden, die in Köln 2000 Jahre Kultur schnorren, ästhetischer in den Rhein pinkeln können.

 

Die Sicherheit für Radler und Fußgänger ist wiederhergestellt. Ein kleiner Schritt für die Verwaltung, ein großer für die Verkehrswende. Was die Verkehrsdezernentin nicht schafft, schaffen ein paar Kubikmeter Bitumen — als Provisorium. Also für immer.