Kein Freifahrtschein

Bislang ist der fahrscheinlose Tag eine vertane Chance

 

 

Die Kölner Politik hatte bestellt, die KVB hatte geliefert. Am 3. Juni war in Köln erstmals »fahrscheinloser Tag«: Einen Sonntag lang war das Fahren mit Bussen, Bahnen und sogar Leihrädern kostenlos. Haken dahinter — der Job wäre damit erledigt. Aber ist er das wirklich?

 

Die Erkenntnisse, die der fahrscheinlose Tag selbst lieferte, waren überschaubar. Die KVB spulte brav das per Ratsbeschluss geforderte Programm ab. Man merkte der Aktion allerdings an etlichen Stellen an, dass die KVB sie zwar veranstaltete, von der Idee aber nicht wirklich überzeugt war. Werbung für den fahrscheinlosen Tag gab es kaum. Und am 3. Juni bekamen viele Fahrgäste nicht einmal mit, dass sie ihre Münzen diesmal in der Tasche lassen durften — Durchsagen in Bahnen oder Aushänge an Automaten gab es nicht.

 

Zwar übernahm die KVB in den Wochen vor dem fahrscheinlosen Tag zaghaft das Wording der Politik: Der Tag sei Werbung für den Kölner Nahverkehr, ein Schnupperangebot vor allem für diejenigen, die sich sonst mit dem Auto durch die Stadt schieben. Jürgen Fenske hat seine Bedenken zum umlagefinanzierten Nahverkehr allerdings nie verborgen. Der KVB-Chef argumentiert stets, dass der ÖPNV in Köln längst an seiner Kapazitätsgrenze fahre. Bevor man die Nachfrage steigere, müsse das Netz wachsen. Wie alle Nahverkehrsbetriebe in deutschen Großstädten ist auch die KVB kein Anhänger eines fahrscheinlosen ÖPNV.

 

Es ist allerdings ohnehin nicht die Aufgabe der Verkehrsbetriebe, einen solidarisch finanzierten Nahverkehr zu entwickeln. Die KVB ist der Anbieter in Diensten der Stadt. Verkehrspolitische Leitlinien und Visionen fallen in den Aufgabenbereich der Politik. Sie muss die Verkehrswende einleiten. Welchen Wert der fahrscheinlose Tag für Köln hat, wird deshalb daran bemessen werden, ob es der Politik gelingt, die Idee eines solidarisch finanzierten ÖPNV weiterzuentwickeln und durchzusetzen.

 

Wenn es bei dem einzigen Tag aber bleibt und keine Debatte daran anschließt, lässt Köln nicht nur eine Chance verstreichen. Dann hätte man die Kosten von 150.000 Euro auch sinnvoller in neue Rad- oder Fußwege gesteckt.