Böll in der Südstadt

Mit Heinrich durch die Stadt! Dieses Mal mit Heinrich Böll! Wie schon in »Caput VII — Heine in -Müllem«, laden das Team um Andrea Bleikamp (Regie / Wehrtheater), Thomas Krutmann (Schauspiel / Raketenklub) und Marco Hasenkopf (Text, Produktion / distrikneun) zu einer theatralen, musikalischen und literarischen Stadtführung durch den Kölner Süden.

 

Hier fand der junge Heinrich Böll nach dem Krieg im Jahre 1946 in Bayenthal, Schillerstraße 99, mit seiner Frau Annemarie ein neues Zuhause. Heinrich Böll, der in der Südstadt in der Alteburger Straße, Ecke Teutoburger, geboren wurde, schrieb sich erneut an der Kölner Universität ein und arbeitete als Hilfsarbeiter in der elterlichen Schreinerwerkstatt im Hinterhaus der Vondelstraße 28, die sein Bruder Alois weiterführte. Das Geld für die kleine Familie, die drei Söhne kamen 1947 bis 1950 zur Welt, -verdiente größtenteils seine Frau mit Übersetzungen. Thomas Krutmann, der im letzten Jahr als -Heinrich Heine das 19. Jahrhundert im Rechtsrheinischen heraufbeschwor, schlüpft nun in die Rolle des jungen Böll. Für den wird die Heimkehr in die völlig zerstörte Stadt zum Schockerlebnis: »Als wir Köln wiedersahen, weinten wir. Wir kamen über die geländerlose, von Lehm glitschige Behelfsbrücke von Deutz herüber, ein englischer Panzer, der uns entgegenkam und ins Rutschen geriet, drängte uns fast
in den Rhein. Wieder und noch einmal: Todesangst.« (»Stichworte«, 1965).

 

Statt zur Schaufel griff Böll zum Stift, um niederzuschreiben, was er im Derutschland der Nachkriegsahre beobachtete, wo andere lieber wegschauten. Diesem großen Chronisten nicht nur der damaligen -Kölner Zeit folgt die theatrale Stadtteilerkundung an die Orte seines Wirkens in der Südstadt. Die Frage, wie ein Flüchtlings- und Heimkehrerschicksal sich damals gestaltet hat, wird an dem Böllschen Einzelschicksal erörtert und gleichzeitig auf seine Relevanz für die heutige Debatte um Flüchtlinge und Bürgerrechte abgeklopft.