Reittier der Zukunft: Karnevalist auf Holzpferd, Foto: Jörn Sackermann

Warten bis zum Super-Gaul

Nach dem Unfall an Rosenmontag wird ein Pferdeverbot im Karneval gefordert. Die Stadt sitzt das aus

Im nächsten Rosenmontagszug in Düsseldorf wird es keine Pferdekutschen mehr geben — und verantwortlich dafür ist Köln. Das »Comitee Düsseldorfer Carneval« reagiert auf einen Unfall aus dem diesjährigen Zoch. Am 12. Februar waren am Appellhofplatz Pferde mit einer Kutsche durchgegangen, fünf Menschen wurden verletzt. In Köln aber reagieren sowohl der Karneval als auch Politik und Verwaltung bisher nicht auf den Unfall.

 

Für Claus Kronaus von der Initiative »Netzwerk für Tiere Köln« (NTK) ist unzweifelhaft, was passieren muss. Er fordert ein Verbot von Pferden im Karneval, weil das Risiko für Reiter und Zuschauer zu groß sei und es dem Tierschutz entspreche. »Pferde sind mit der Situation im heutigen Karneval völlig überfordert«, sagt Kronaus. Vor allem der Rosenmontagszug überlaste die sensiblen Sinnesorgane der Tiere. »Ihren Flucht-instinkt kann man nie vollständig kontrollieren.« Im Kölner Zoch liefen zuletzt fast 400 Pferde die 7,5 Kilometer lange Strecke durch 1,5 Mio. Menschen.

 

Im Dezember hatte die NTK
im Ausschuss für Beschwerden
und Anregungen eine Eingabe gemacht. Dass sie bislang nicht angehört wurden, hat einen Grund: den Unfall an Rosenmontag. Der Beschwerdeausschuss will die Ergebnisse der Untersuchung der Staatsanwaltschaft abwarten. »Uns geht es aber gar nicht konkret um den Unfall«, sagt Kronaus. Das NTK fühlt sich hingehalten — und reagierte im Juli mit einem Offenen Brief an OB Henriette Reker: »Sie achten penibel auf Sicherheit gegen Gefahren von außen, leben aber mit einem unkalkulierbaren, lebensbedrohlichen Risiko mitten im Rosenmontagszug«, steht dort. »Die Entscheidungsträger nehmen ihre Fürsorgepflicht nicht wahr. Sie tragen die Verantwortung für jeden weiteren Unfall«, sagt Kronaus.

 

Bald könnte die Debatte die Kölner Politik erreichen. Auf ihrer Mitgliederversammlung im März sprachen sich die Kölner Grünen als erste Partei für das Pferdeverbot aus. Die Meinung der Partei ist für die grüne Ratsfraktion aber nicht bindend. »Bevor das Thema im Ausschuss besprochen wird, werde ich eine Fraktionsmeinung einholen«, sagt Horst Tholen, grünes Ratsmitglied und Vorsitzender des Beschwerdeausschusses. Ein eindeutiges Votum in der Fraktion erwartet er nicht. Auch ob die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft bis zur nächsten Sitzung im Beschwerdeausschuss am 13. September vorliegen, ist unklar. »Das ist vielleicht schon der letzte Termin, an dem man auf politischem Weg Veränderungen im nächsten Karneval auf den Weg bringen könnte«, sagt Thelen. Denn dann steht ja schon der Elfte im Elften vor der Tür — und ein Pferd auf dem Flur.