Nur ein Durchlauferhitzer

Der Stadt Köln läuft das Führungspersonal davon. Das lässt OB Reker schlecht aussehen

 

Offenburg ist eine Kreisstadt mit knapp 60.000 Einwohnern im westlichen Baden-Württemberg. Dort möchte Harald Rau lieber arbeiten als in Köln. Der Beigeordnete für Soziales, Integration und Umwelt hat im Juli bekannt gegeben, in Offenburg für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Gewinnt er die Wahl am 14. Oktober, muss sich Köln einen neuen Sozial- und Umweltdezernenten suchen.

 

Rau ist nicht allein mit seinen Abwanderungsgedanken. Im Stadtvorstand unter OB Henriette Reker herrscht hohe Fluktuation. Im Dezember endet die Amtszeit der Kämmerin Gabriele Klug, die Ratsfraktion der Grünen lehnte die Wiederwahl ihrer Parteikollegin jüngst ab. Nur Tage später gab Schuldezernentin Agnes Klein bekannt, dass sie im Frühjahr 2019 vorzeitig in den Ruhestand gehen wird. Im vergangenen Sommer ging Baudezernent Franz-Josef Höing nach Hamburg, um dort Oberbaudirektor zu werden. Das Wirtschaftsdezernat ist seit dem Rücktritt von Ute Berg vor über einem Jahr vakant. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach gilt schon länger als angezählt. Über Verkehrsdezernentin Andrea Blome heißt es, dass sie im Zuge des Stadtwerke-Deals die Nachfolge von Jürgen Fenske als KVB-Chef antreten wollte. Und auch Stadtdirektor Stephan Keller wird nachgesagt, eine politische Karriere für die CDU einschlagen zu wollen. In den acht Dezernaten herrscht gerade eine große Nachfrage nach neuen Namensschildern.

 

Dass kaum ein Dezernent seine achtjährige Amtszeit erfüllt oder gar verlängert, mag den zuletzt wechselhaften politischen Mehrheiten geschuldet sein. Es zeigt aber auch, dass die Verwaltung der viertgrößten deutschen Stadt Führungskräften derzeit keinen dauerhaft attraktiven Arbeitsplatz zu bieten hat. Auch bei der Personalsuche muss Köln vom selbst ausgerufenen »Prinzip der Bestenauslese« regelmäßig abrücken. Das zeigte zuletzt die Besetzung der Stelle des Baudezernenten mit Markus Greitemann. Die Besten wollen entweder nicht in Köln bleiben oder erst gar nicht nach Köln kommen.

 

Die Verwaltungsarbeit leidet unter kurzen Amtszeiten und vakanten Führungsposten. Dafür verantwortlich ist vor allem die OB Reker. Sie hat zwar die Verwaltungsreform auf den Weg gebracht, ausgerechnet ihren Spitzenkräften fährt sie aber oft in die Parade. So geschehen auch bei Harald Rau, den Reker in der Debatte um Dieselfahrverbote mehrfach zurechtwies. Jetzt will der scheidende Dezernent »selbst noch mehr gestalten«. Dafür sieht Rau in Offenburg bessere Chancen als in Köln.