BlacKkKlansman

Spike Lee zielt mit seiner 70er Jahre Rassismus-Farce auf das Trump-Amerika der Gegenwart

Wenn die wichtigsten Ämter der Welt von zwielichtigen Gestalten besetzt sind, wenn sich frustrierte Massen einfachen Erklärungsmustern hingeben, wenn sich viele nach einer besseren Vergangenheit sehnen, die es nie gegeben hat, und wenn der blanke Hass um sich zu greifen scheint, stehen Filmemacher in der Pflicht, mit ihren Werken Bewusstsein zu schaffen — zumindest wenn sie mehr wollen, als abendfüllende Eskapismen herzustellen. Kein Wunder also, dass Spike Lee in Zeiten wie diesen aufblüht und mit der derben Rassismus-Farce »BlacKkKlansman« einen vor Wut und Bitterkeit erfüllten Schrei in die Kinos ausstößt, der an die lautesten Kampfansagen seiner Karriere gemahnt. Der Nachteil: Wenn das weiße Amerika von gestern, heute und morgen gehörig sein Fett wegbekommt, lässt er es oft an Differenziertheit mangeln und verliert nicht selten den Zuschauer aus den Augen.

 

Die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte des schwarzen Südstaaten-Cops Ron Stallworth, der mithilfe seines jüdischen Partners Flip Zimmermann in den 70er Jahren den Ku-Klux-Klan unterwandert, hätte sowohl als grelle Satire oder düsterer Thriller durchgehen können. Statt das Publikum aber mit den Kniffen des Genre-Kinos einzunehmen und erst dann zu erziehen (sofern dies bei Antagonisten wie dem KKK nötig ist), entwickelt sich »BlacKkKlansman« schnell zu einer Art Filmessay über die kulturellen Wurzeln des Rassismus, die Lee hier unter anderem in der Filmgeschichte ausmacht. 

 

Seine Ausführungen zu D. W. Griffiths rassistischem Filmklassiker »Birth of a Nation« und zum klebrig-revisionistischen Dixie-Kitsch in »Vom Winde verweht« glänzen mit klugen Beobachtungen und geschickten Montagekniffen. In dem eher uninteressanten Buddy-Cop-Krimi, in den sie wenig motiviert hineingedeichselt wurden, wirken sie jedoch wie Fremdkörper. Und die ständigen Versuche, eine Kontinuität zwischen Klan im Jahr 1979 und Trump im Jahr 2018 herzustellen, motivieren bald nur noch zum Augenrollen.

 

So bleibt »BlacKkKlansman« ein vor Energie, gerechtem Zorn und Ideen überbordender Befreiungsschlag, dessen Wucht zu bewundern ist. Doch die Wut allein wird nicht reichen. 

 

 

BlacKkKlansman (dto) USA 2018,
R: Spike Lee, D: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, 128 Min. Start: 23.8.