Ein Weltkultur­erbe will nicht nur verwaltet, es muss gestaltet werden (Montage: Christoph Ganslmeier)

Der Dom muss weg! — Vision 1

Vision 1 — Der Superdom

Die Kathedrale der Zukunft

Der Mensch muss weg vom Boden, sich erheben, nach oben strecken können! Was das angeht, ist er in Köln besonders schlecht dran: Der Dom drückt einen gleich doppelt nieder. Zum einen, weil der Mensch im Dom von der religiösen Pracht und der propagierten Heiligkeit in Demut erstarren soll; zum anderen weil es in Köln im Prinzip keine Hochhäuser geben darf. Der Dom muss schon bei Dormagen am Horizont auftauchen.

 

Die potenzierte Demütigung des Stadtbilds und des Bürgers kann nur überwunden werden, wenn der Dom als Symbol und als Bauwerk radikal aufgehoben wird: als Superdom.

 

Der Dom wird überbaut, reintegriert in einen Wolkenkratzer, den ersten richtigen, den es in Köln geben wird. Wenn es stimmt, dass die NYer, Chicagoer oder Shanghaier Wolkenkratzer die Kathedralen der Gegenwart sind, dann ist der Super­dom die Kathedrale der Zukunft: konsequent profanisiert; aber das alte Heilige in sich aufnehmend, es produktiv wendend.

 

Die Türme müssen weg. Das Dach muss abgetragen werden. Der Grundriss wird verschlankt, die Kreuzform zugunsten eines eleganten Rechtecks aufgegeben. Der Innenraum bleibt in Teilen erhalten, zwingt aber nicht mehr zur Einkehr und Demut, sondern ist der Eingangsbereich zu einem Gebäude, das sich nun 300, 400 Meter hoch erheben soll.

 

Der Eingangsbereich übernimmt Elemente des Dom-Portals, natürlich wird es im Inneren ein Museum geben, das die Vorgeschichte des Superdoms erzählen wird. Das neue Gebäude schafft nicht nur Platz für Büroräume, sondern auch für zahlreiche öffentliche Einrichtungen (Kindergärten, Vortragssäle, Bildungszentren) und Vergnügungsstätten (Kino- und Kammer­musiksäle). Sicher kann auch ein Öku-Center integriert werden, eine Gebetsetage, auf der die Anhänger der Weltreligionen ökumenisch-friedlich ihrem Glauben nachgehen können. Es geht nicht da­rum, Geschichte zu leugnen. Aber geschichtlich Gewachsenes ist überwindbar. Ein Erbe, auch ein Weltkultur­erbe, will nicht nur verwaltet, es muss gestaltet werden.

 

Indem der Superdom in den Himmel schießt, reißt er den Raum auf: Der Entwicklung Kölns zu einer Stadt der Hochhäuser, zu einem Rheinhattan, steht nichts mehr im Weg.

 

(Felix Klopotek)

 

 

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