Die Geisha im japanischen Film

Geishas sind Unterhaltungskünstlerinnen. Ihr Beruf konnte lange Zeit ganz unterschiedliche Dinge von ihnen verlangen: von gepflegter Konversation über die Beherrschung eines Instruments und anderer musischer Fähigkeiten (Tanz, Gesang, Poesie) bis hin zu sexuellen Dienstleistungen. Die Gewichtung, was von der Geisha erwartet wurde, war abhängig von den Talenten der jeweiligen Frau und von den Umständen, etwa ob sie zu einem gut beleumundeten, von einer besseren Klientel frequentierten Etablissement gehörte oder eben zu einem Haus, das eher unseren Vorstellungen von einem Bordell entspricht. Das japanische Prostitutionsverbot von 1958 — dessen Diskussion den Hintergrund liefert für Mizoguchi Kenjis exzellenten »Akasen chitai (1956) — sorgte für eine Verengung des Geisha-Begriffs: Heute steht er für Entertainment am Rande zur Selbstfolklorisierung.

 

Das Geisha-Filmprogramm des Japanischen Kulturinstituts konzentriert sich auf die eher traditionellen Aspekte. Mizoguchi Kenji, der neben Kurosawa und Ozu wohl international bekannteste japanische Regisseur, ist etwas überpräsent mit vier Filmen, wobei es sich um einige seiner besten Arbeiten handelt: Neben dem oben erwähnten »Akasen chitai« sind das »Gion no kyôdai« (1936), dem sein etwas deklamatorisches, aufgepfropft wirkendes Ende nicht schadet, und die selten zu sehenden »Uwasa no onna« und »Gion bayashi« (beide 1954), die gelassener und luftiger sind als bei ihm gewöhnlich. Mizoguchi kannte sich wohl mit der Materie aus: Er war angeblich ein häufiger, wenn auch sehr ungern gesehener, weil zu Brutalitäten neigender -Bordellbesucher. Eine ungleich an-genehmere Persönlichkeit und auch ein großartigerer Filmemacher war Naruse Mikio, dessen »Bangiku« (1954) und »Nagareru« (1956) zu den klügsten und einfühlsamsten Filmen zum Thema Zwischenmenschlichkeit gehören. Das Berufsfeld Geisha gibt ihm die Möglichkeit Konflikte und Abhängigkeitsverhältnisse, für die er sich in seinen Filmen interessierte, zuzuspitzen. Auch er hätte noch mehr Werke über die Geisha-Welt gehabt, die allesamt lebensklug-hilfreicher, vor allem frauenfreundlicher sind als die Mizoguchis.