»Die Unglaublichen 2«

Brad Birds charmant-rasante Fortsetzung des Pixar-Erfolgs hält den Erwartungen stand

Holt den Spandex-Fummel aus der Mottenkiste, die »Unglaublichen« sind wieder da! Vierzehn Jahre nach dem Pixar-Hit beginnt die Fortsetzung genau dort, wo Teil Eins aufgehört hat. Krawumm! Der böse Tunnelgräber überfällt die Stadt. Mit diabolischem Drillbohrer und schrecklichen Sprüchen. Kaplong! Die Superhelden-Familie greift ein. Doch — oje! — der Einsatz übermenschlicher Kräfte ist in der Welt der »Incredibles« immer noch illegal. Seufz. Um die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu ziehen, nimmt Helen alias Elastigirl das Jobangebot eines kuriosen Telekommunikations-Konzerns an. Sie lässt ihren Heldenalltag filmen, während Göttergatte Mr. Incredible zähneknirschend zu Hause bleibt und sich mit den Problemchen von Tochter Violet, Sohn Dash und Baby Jack-Jack herumplagt.

 

Psst, unter uns: der Film ist ziemlich gut. Er leidet nur unter dem bekannten Pixar-Fluch — ähnlich wie bei der erfolgreichen Fortsetzung zu »Findet Nemo« kann auch »Die Unglaublichen 2« nicht das irre hohe Qualitätsniveau seines Vorgängers übertreffen. Halb so wild. Der Film hat das handelsübliche Brad Bird-Übermaß an charmanter Rasanz, Herz, Hirn und Humor. Sowie eine liebevoll bis ins kleinste Detail gestaltete Retro-Futurismus-Welt. Die Seitenhiebe auf die Welle an Mavel- und DC-Superheldenfilme, die seit »Die Unglaublichen« über die Multiplexe hereingebrochen ist, halten sich jedoch in Grenzen. Dafür gibt es ja schon »The Lego Batman Movie«. Oder die beiden »Deadpool«-Dinger. Interessant, dass die Actionszenen in »Die Unglaublichen 2« wesentlich frischer und dynamischer wirken als das ganze Green-Screen-Gebratze in den Superhelden-Real-Filmen. Brad Birds Pop-Art-Kinetik ist in ihrer Klarheit und Präzision auf dem Niveau von Action-Meistern wie George Miller, Steven Spielberg und James Cameron.

 

Obacht: Im Film gibt es mehrere Sequenzen, in denen ein Medien-Manipulator namens Screenslaver seine Opfer mit stroboskopartigen Weißblitzen terrorisiert. Das erinnert in seiner Intensität eher an die Panik-Beleuchtung am Ende von Ridley Scotts »Alien«. Oder an David Lynchs Licht-Show in »Twin Peaks«. Für einen Disney-Familienfilm ganz schön intensiv. Das führte an den amerikanischen Kinokassen zu Gesundheitswarnungen für lichtempfindliche Menschen. Nichtsdestotrotz spielte der Film bislang weltweit mehr als eine -Milliarde Dollar ein. P.S.: Das extrem ruppige Duell Superbaby gegen Waschbär könnte aus einem herrlich unbekümmerten Cartoon von Zeichentrick-Legende Tex Avery stammen. Brad Bird kennt seine Pappenheimer. 

 

 

Die Unglaublichen 2 (Incredibles 2), USA 2018 R: Brad Bird, 118 Min., Start: 27.9.