Stuart Hall

»Das verhängnisvolle Dreieck: Rasse, Ethnie, Nation«

 

Manche Texte sind nach 25 Jahren erhellender als zum Zeitpunkt ihres Verfassens. 1994 hielt der britische Cultural-Studies-Intellektuelle Stuart Hall drei Vorlesungen über »Rasse, Ethnie und Nation«. Diese Konzepte transportieren Bedeutungen, obwohl sie intellektuell längst als Konstruktionen entlarvt sind. So ließ sich etwa schon vor 25 Jahren die Wiederkehr des Nationalismus in einer Zeit erkennen, in der sich sowohl Kapital als auch Arbeitskräfte über die Grenzen von Nationalstaaten bewegen und kapitalistische Migration zu einer Konstante geworden ist. Hall möchte diesen Tendenzen eine Idee von Gemeinschaft entgegensetzen, die auf gemeinsamen Erfahrungen beruht, etwa der, von Rassismus betroffen zu sein, und findet Modelle dafür in den Grauzonen und Uneindeutigkeiten, die Produkt von Migration sind. Sein Ziel dabei ist ein Politisches: Die Fantasien der Rückkehr zu einer vermeint-lich homogenen Gemeinschaft sind immer reaktionär — egal, ob sie eine vernachlässigte weiße Arbeiterklasse oder etwas wie unterdrückte Völker imaginieren.

 

Suhrkamp, 212 Seiten, 28 Euro