Im Land der letzten Dinge

Daniel Schüßler inszeniert mit »Asche« den Mono­log eines Underdogs nach der Apokalypse

 

Rastlos wandert der letzte Mensch durch die zerstörte Welt. Der allgegenwärtige Tod der atomaren Apokalypse hat ihn verschont gelassen. Nun bleibt ihm nichts mehr als die einsame Suche nach Leben, Licht — oder wenigstens einer letzten Dose Ravioli. An der Studiobühne zeigt das Analogtheater in seiner Reihe »Die Psychonauten« das Stück »Asche«. Autor und Dramaturg Konstatin Küspert, der zuletzt 2017 mit »europa verteidigen« den Pub-likumspreis der Mülheimer Theatertage gewann und heute am Schauspiel Frankfurt tätig ist, überlässt darin dem Underdog des Untergangs den Monolog: Als einzig Überlebender steht dieser an den ausgefransten Rändern der Katastrophe — und ist doch mittendrin im Land der letzten Dinge.

 

Anders als in Paul Austers dystopischem Briefroman folgt Küsperts Stück »Asche« keinem ausgeklügelten System des Überlebens. Statt dessen wird die dauermono-logisierende Psyche der Figur auf der Bühne zerstückelt. Nicht ein einziger, sondern gleich vier Pro-tagonisten stehen dort — und zwar nackt, oder besser gesagt: in Kos-tümen, die in all ihren anatomischen Details so menschlich sind, dass sie die normativen Sehgewohnheiten mehr irritieren, als jedes zwiegespaltene Gefasel von Schuld, Hoffnung und der wiederkehrenden Todessehnsucht. Der einzige Bruch im Stück bleibt folgerichtig der Moment, als sich die verrohten -Leiber aneinander zu reiben beginnen: Sieht so Liebe in Zeiten des Weltuntergangs aus?

 

Dem Post-Porn-Charakter des Stücks tut der Kulturpessismus Küsperts gut, jedoch fehlt in der Inszenierung von Daniel Schüßler eine differenzierte Sprachregie. Gerade das Narrativ des einsamen Wanderers, das laut Analogtheater bemüht werden soll, ließe Nachdenklichkeit und Poetik zu. Stattdessen jagen die Protagonisten in seltsamen Pointen einem grünen Licht am Science-Fiction-Horizont hinterher, das totes Gewebe für einen Moment wieder lebendig werden und den Zuschauer feixen lässt: Macht das grüne Licht wirklich Hoffnung wie bei Küspert oder doch vielleicht bloß »grünes Licht« wie bei Rambo?

 

Das bravouröse Auftreten der Schauspieler, ihre verdrehten Glieder und grauenvoll verspannten Gesichter — all das bekommt den handlungslos folgenden Diskurs des Textes nicht in den Griff. Schlimm muss das sein, denkt man noch beim Verlassen des -Theatersaales, wenn die Welt tatsächlich unterginge und es aber dann noch Ravioli gäbe.

 

 

»Asche«, A: Konstantin Küspert, R: Daniel Schüßler

 

Wiederaufnahme: 13.–17.2.2019, studiobühneköln, 20 Uhr