Foto: Manfred Wegener

watchdog

Das ist ja das Schöne an einer richtig großen Meinungsumfrage: Für jeden ist irgend ein Ergebnis dabei, durch das er sich bestätigt fühlt. So auch bei der »ersten repräsentativen Umfrage« zum Thema Moscheebau in Köln, die der Kölner Stadt-Anzeiger am 20. Juni veröffentlichte. Einige Vorabexemplare wurden bereits am Vorabend unter den gerade tagenden Mitgliedern des Kölner Rats verteilt – und sofort begannen die Interpretationen: 35,6 Prozent der Kölner sind für den geplanten Bau in Ehrenfeld. 31,4 dagegen. Und 27,1 Prozent wählten die durchaus suggestive Antwortvariante »Ja, aber nicht in dieser Größe«, die der Stadt-Anzeiger in einer Grafik auf die knackige Formel »Kleiner« brachte. Und was bedeu­tet das jetzt? Das weiß der Stadt-Anzeiger auch nicht so genau. »Köl­ner gegen Moschee in ge­plan­ter Größe«, verkündete die Aufmacher-Überschrift auf der Titelsei­te. »Zwei Drittel der Kölner halten den Bau der Moschee für richtig«, lautete die Schlagzeile im Köln-Teil. Beides faktisch korrekt, und doch: eine Zeitung, zwei Meinun­gen? Vorne die konservative Chefredaktion, hin­ten die liberaleren Kollegen aus dem Lokalen, wie nicht nur manches Ratsmitglied mut­maßte? Viel­leicht. Vielleicht aber kümmert sich der Stadt-­Anzeiger auch nur um die publizistische Landschaft in Köln: Wenn es mit der Pressevielfalt schon nicht weit her ist, so sorgt man wenigstens für Meinungsvielfalt – im eigenen Blatt.

Dass die großen Hörspielproduk­tionen der öffentlich-rechtlichen Sender nur wenige Male zu hören sind, ehe sie im Archiv verschwinden, stört ihre Fans schon lange. Seit es Podcasts gibt, wäre das eigentlich zu ändern – theoretisch. Praktisch gab es eine Menge Probleme zu lösen, vom Stellenwert des Netzauftritts bis zu rechtlichen Fragen, doch nun ist es soweit: Mindestens einmal pro Monat bietet WDR 3 künftig eine Eigenproduktion zum Download an – kostenlos, aber befristet auf eine Woche nach Erstausstrahlung. Im Juli startete die Aktion bereits erfolgreich, Schorsch Kameruns »Ein Menschenbild, das in seiner Summe Null ergibt« kam aus dem Stand auf knapp 7000 Downloads. Im August geht der Sender nun in die Vollen: Es folgen »Stadt, Land, Fisch« von Paul Brodowsky (8.8., 22 Uhr), »Meyerfeldt Wüsten« von Edgar Lipki (13.8., 23.05 Uhr) und »Nicht Himmel. Nicht Hölle.« von Friderike Vielstich (15.8., 22 Uhr) – Downloads unter www.wdr3.de.

Viele hatten es befürchtet, nur wenige wohl so richtig geglaubt: Trotz einer weiteren, großen Rettungskampagne war am 4. Juli Schluss für die NRW-Seiten der taz. Kurz bevor der Vorhang fiel, kam es noch zu unschönen Szenen: taz-Ge­schäfts­führer Karl-Heinz Ruch schlug den zu Ende August gekündigten NRW-Redakteuren nach deren eigener Darstellung vor, zunächst weiter zu arbeiten – denn »durch die Kündigung der Re­dakteure und den Einstellungsbeschluss könnten eventuell neue Leser« gewonnen werden. Ein Vorschlag, den die Redaktion »mit aus­drücklicher Unterstützung von Chef­redakteurin Bascha Mika« ein­stim­mig ablehnte. Mit dem Einstellungs­beschluss ist auch der insgesamt zehn Jahre dauernde Versuch der taz gescheitert, eine lokale oder regionale Berichterstattung im bevölkerungsreichsten Bundesland zu etablieren. Am Ende fehlte wohl einfach das Geld, beziehungweise eine ausreichend große Abonnentenschar, um die Extra-Seiten zu finanzieren. So bleibt den lokal interessierten NRW-Leserinnen und -Lesern wieder nichts anderes übrig als die ziemlich monokulturelle traditionelle Zeitungs­landschaft. Außer in Köln, natürlich. Da gibt’s ja noch die StadtRevue.