25 Jahre MTC

Es gab noch keine Club-Szene, es gab kein »Electric Cologne«, und das Belgische Viertel war eine ruhige Wohngegend, in der man durchaus noch Wohnungen und WG-Zimmer finden konnte. Das Party-Leben spielte sich rund um Kyffhäuser Straße ab, Junggesellenabschiede verätzten noch nicht die Hauseingänge durch herausgespritztes Urin.

 

Und dann gab es auf einmal das MTC, mittendrin und mit einem Programm weit draußen. Der Laden war  immer für eine Offenbarung zu haben — und die brauchte es in Köln dringend, denn während es musikalisch weltweit gor und sich Postrock und Minimal Techno mächtig ankündigten, war in Köln Anfang der 90er noch überraschend wenig los. David Thomas (Pere Ubu), Don Caballero, Knochengirl, Dälek, Elliott Sharp, Alboth!, Trans Am, David Grubbs, Mogwai  — Hohepriester (einige schon wieder vergessen) der damals noch frischen Dekonstruktionskunst zwischen Existenzialismus und Fluxus spielten selbstverständlich im MTC. Während draußen auf der Zülpicher völlig unbekümmert das Partyleben der Studenten und herbeigetrollten Vorstädter tobte. Ein irrer Kontrast.

 

Natürlich, die Welt dreht sich, selbst in Köln, und mit jeder Umdrehung trieb es die Musikszenen weiter weg vom einstigen Epizentrum Kwartier Latäng. Das MTC hat sich als standhaft erwiesen. Die Zülpicher Straße ist geizig mit ihrem Platz, keine andere Feiermeile in Köln beschert einem so zuverlässig klaustrophobische Momente, der Eingangsbereich des MTC ist dementsprechend minimalistisch schmal: eine schwarze Tür — mehr nicht. Danach geht es sofort die Treppe hinab, ein Abstieg in die Unterwelt von Krach und Schweiß, von Schwermetall und Schrägtönen. Bis heute werden im MTC die harten und ganz harten Gangarten zeitgenössischer Rockmusik gepflegt. Der schlauchförmige Saal und die entsprechende Einstellung der druckvollen Anlage tun ihr übriges. In den besten Konzertmomenten war und ist hier die Soundkonzentration optimal.

 

Zum Jubiläum kommt Damo Suzuki mit seiner Band. Eine bessere Wahl hätte für das MTC kaum getroffen werden können. Suzuki war als unkontrollierbarer Sänger der freieste Freigeist der Bruderschaft Can, er tauchte auf (1970), er tauchte ab (1974) und hat sich seit 1983 in dauermutierenden Soloprojekten diese Momente der Ekstase und des Fluiden erhalten. Mit dem Jubiläumskonzert von Suzuki schließt sich der Kreis zu den wilden Aufbrüchen in den 90ern. Oder auch nicht. Die Zukunft beginnt bekanntlich immer noch heute.