Schwarzlicht

Berlin, eine Eckbistro mit Biergarten, Nähe S-Bahnhof Schönhauser Allee, die Gegend, in der es nicht mehr richtig hip ist, aber noch sind wir nicht in Pankow. Punkig ist der Mann mit dem breiten Grinsen vielleicht nicht gerade, aber er strahlt eine subversive Anarchohaftigkeit aus, dass es eine Freude ist: So, das ist klar, sehen keine Verlierer aus.

»Was? Du? Hier? In meinem Kiez?« Der Verleger Christoph Links kommt zu­­fällig vorbei, und das Staunen steht ihm ins Gesicht geschrieben: Thomas Wörtche, dem so genannten »deutsche Krimi­papst«, eilt eigentlich der Ruf voraus, in der ganzen Welt zu Hause zu sein, aber nicht gerade in einer popeligen Fast-Food-Kaschemme im Osten Berlins.

Qualitätskriminalliteratur aus aller Herren Länder hat dieser Wörtche »eindeutschen« lassen, sieben Jahre lang, mit seiner wegweisenden »Metro«-Krimireihe im Züricher Unionsverlag. Sieben Jahre, in denen der literarische Frei­schärler den Dumpfbacken, Controllern und Hochliteraten der großen Verlagshäuser mit ihrer Rede vom »Ende der Krimireihen« zeigte, was eine Harke ist: Zeitgemäße, hochwertige und witzige (Kriminal-) Literatur gibt es »weltumspannend«, also zum Beispiel auch in Angola, der Türkei, in Vietnam, Hongkong und Australien.

Doch jetzt hört Thomas Wörtche auf, einfach so: Zum 30. September beenden Herausgeber und Verlag die Zusammenarbeit; die kommenden drei oder vier Programme werden noch die Handschrift des Meisters tragen, da­­nach: Finito, Ende, Aus, Vorbei. Warum, darüber kann man nur spekulieren, denn Wörtche schweigt dazu ganz nonchalant und stilsicher.

Ist aber auch egal, denn, wie ge­­sagt: So wie der Mann mit dem Lächeln sehen keine Verlierer aus. Ganz klar, er hat einen (oder mehrere?) Joker im Är­­mel. Als Kritiker? Als Wissenschaftler? Als Verleger? Auch darüber ist dem Krimipapst an diesem Tag nichts zu entlocken. Deshalb bleibt nur eines: Abwarten und staunen.