Das Problem im Bild: Strohhalme sind hübsch, machen aber Müll, Foto: pixabay

Life without plastic, it‘s fantastic!

Die EU will Einwegplastik verbieten. Die Umsetzung wird schwierig werden

 

Für große Probleme gibt es manchmal auch kleine Lösungen. Strohhalme, Plastikbesteck und Wattestäbchen sind zum Thema europäischer Politik geworden. Das EU-Parlament hat Ende Oktober für ein Verbot von Wegwerfartikeln aus Plastik gestimmt. Ab 2021 sollen sie in der Europäischen Union nicht mehr verkauft werden dürfen. Ab 2025 sollen außerdem 90 Prozent der Einweg-Plastikflaschen recycelt werden. Das Fernziel: Bis 2030 sollen alle Kunststoffe wiederverwertbar sein. So macht das euro-päische Parlament Druck auf seine Mitgliedsstaaten. Deren Umweltminister müssen nun dafür sorgen, dass die Verbote umgesetzt
werden.

 

Dass Europa dem Plastik den Kampf angesagt hat, hat schwerwiegende und seit langem bekannte Gründe. Allein in der EU entstehen 26 Mio. Tonnen Plastikmüll pro Jahr, weniger als 30 Prozent davon werden wiederverwertet. Der Rest lagert auf Müllkippen oder landet in der Umwelt. Bilder von mehreren Qua-dratkilometer großen Müllinseln in den Ozeanen und verendeten Tieren mit Mägen voller Plastikmüll sind mehr als bloß Schock-Elemente der PR von Umweltorganisationen. Sie sind die ganz reale Konsequenz einer Wegwerfgesellschaft.

 

Von der neuerlichen europaweiten Rechtssprechung werden vor allem Gastronomen betroffen sein (siehe auch Seite 23). Laut Christoph Becker vom Branchenverband des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes (Dehoga) kommt in der Gastronomie vor allem im Take-away-Geschäft und bei gastronomischen Großveranstaltungen Einwegplastik zum Einsatz. »Wir befürworten die Pläne der EU zur Reduktion des Plastikmülls«, sagt Becker. Hotels und Restaurants seien wie die gesamte Tourismusbranche auf eine intakte Umwelt angewiesen. 

 

Die Kritik am Einwegplastik ist längst Konsens. Konzerne wie Lidl und Rewe hatten jüngst angekündigt, Wegwerfartikel aus Plastik freiwillig aus dem Handel zu nehmen. Das kommt gut an.

 

Doch der Teufel steckt im Detail: Umweltschützer fürchten, dass die Plastikindustrie ihre Produkte künftig einfach als wiederverwendbar deklarieren werde. Und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) spricht sich zwar für ein Verbot von Plastikverpackungen aus, lehnt ein generelles Verbot von Plastik aber ab. Am Beispiel der Medizin argumentiert sie, dass Plastik aus einigen Lebensbereichen derzeit nicht wegzudenken sei. Ob Schulze, immerhin gebürtige Düsseldorferin, dabei auch an den Kölner Karneval gedacht hat? Den bewirbt die Stadt Köln seit einigen Jahren mit dem Slogan »Mehr Spaß ohne Glas«. Glasflaschen, die im Alkoholrausch regelmäßig für schwere Verletzungen sorgen, sollen an den jecken Tagen Einwegbechern weichen — und die sind: aus Plastik.