Traue Niemandem

Nichts ist, wie es scheint, im Kino des David Mamet: Aus Pistolenläufen tropft schon mal Wasser, und der vermeintliche Mafiaboss entpuppt sich als armer alter Schlucker. Jeder spielt eine Rolle, wobei die entscheidende Frage bleibt, wer in wessen Spiel zuletzt den Part der Marionette abgeben wird. In »Haus der Spiele«, dem ersten Film, bei dem der renommierte amerikanische Dramatiker und Drehbuchautor Regie führte, wird eine Psychoanalytikerin von einem Trickbetrüger in sein Metier eingeweiht, und die wichtigste Lektion, die er ihr erteilt, ließe sich als Maxime auf die meisten Filme Mamets übertragen: »Vertraue niemandem!«
Auch in »Heist – Der letzte Coup« läuft wieder alles auf die Vertrauensfrage hinaus, nachdem zuvor allseits getrickst und getäuscht worden ist. Als ihn eine Überwachungskamera unmaskiert auf frischer Tat ertappt, sieht der Meisterdieb Joe Moore (Gene Hackman) die Zeit gekommen, den lange geplanten Ruhestand in der Südsee anzutreten. Doch sein langjähriger Hehler Bergman (Danny DeVito) spielt falsch und nötigt den alten Profi und seine routinierte Crew zum titelgebenden letzten Coup.
Alles scheint wie gewohnt in »Heist«: gedämpfte Farben, alltägliche Handlungsorte und unscheinbare Kostüme lassen die Präzision einer Inszenierung hervor treten, die das Publikum dem doppelbödigen Geschehen immer einen Schritt hinterher hinken lässt. »Light Thrillers« nennt Mamet die kleinen Genrefilme, die er, neben gelegentlichen Theaterverfilmungen, offenbar am liebsten dreht. Das gediegene Vergnügen, das dieses im besten Sinne leichte Unterhaltungskino bereitet, wird dieses Mal allerdings durch einige für Mamet untypische Zutaten verwässert.
Mit dem Meisterdieb, der sein letztes großes Ding angeht, bedient sich Mamet erstmals einer Genrefigur, die fast so alt ist wie Hollywood selbst. Da diese Figur per definitionem genial ist, ist der Ausgang ihrer Charaden, zum Nachteil der Spannung, vorgezeichnet – zumal Joe mit Bergmans Neffen anfangs nur ein junger Dummkopf als Widerpart gegenüber steht. Wenn zuletzt alles auf die Frage zugespitzt wird, ob Joe seiner Freundin Fran vertrauen darf, rächt sich zudem, dass Mamet »Heist« zwar irreführend als Film Noir bezeichnet, seine vermeintliche Femme fatale jedoch arg lieblos zeichnet. Und schließlich schwingt sich dieser unaufdringliche Film auch noch zu dem überraschenden Versuch auf, dem Schlussakt von Michael Manns »Einzelgänger« nachzueifern – leider mit den unbeholfenen Mitteln zweitklassiger Actiondramaturgie.

Heist (dto) USA 01, R: David Mamet, D: Gene Hackman, Danny DeVito, Sam Rockwell, 107 Min. Start: 31.1.