Grenzenlos Fernsehen

Die Kunst-Initiative für Geflüchtete Borderless TV geht in die nächste Runde

Eigentlich sollte es ein einmaliges Projekt sein. Felipe Castelblanco, Künstler aus Bogota und 2016 für eine Residency beim Kunstverein CAT Cologne am Rhein zu Gast, wollte zusammen mit Geflüchteten einen Videoclip drehen. Doch schnell wurde klar, dass jeder von ihnen eigene Geschichten mitbringt, die zu erzählen sich lohnt. So wurden aus den Treffen regelmäßige Workshops, in denen die Teilnehmer*innen lernten, diese als Filme zu produzieren. »Es ist typisch für CAT, dass die Projekte einen Prozess anstoßen. Die Künstler*innen sind eingeladen, vor Ort Arbeiten zu entwickeln, die auch die hier lebenden Menschen einbeziehen, in diesem Fall eben die neu angekommenen Geflüchteten«, erzählt Julia Haarmann, eine der Initiatorinnen von CAT, dem Kölner »Community Art Team«. 

 

 

Nach Castelblancos Künstleraufenthalt in Köln war auch »Borderless TV« zunächst beendet, doch die Teilnehmer*innen und das Team blieben weiter in Kontakt. Und weil Borderless TV großes Potential erkennen ließ, entschlossen sie sich zur Fortsetzung. »Das Projekt kann so viel: Neben der Möglichkeit, Techniken des Filmemachens zu erlernen und eigene Ideen umzusetzen, lernen die Teilnehmer neue Leute kennen, vernetzen sich, vertiefen so auch ihre Sprachkenntnisse und entwickeln Selbstvertrauen. Nicht zuletzt sind die Workshops ein Freizeitangebot, neben Behördenalltag, Sprachkursen und den Bemühungen um den Jobeinstieg«, erzählt Ralf Tietz, selbstständiger Filmemacher und Fotograf, der die Leitung der Workshops übernommen hat. Gerade plant er das Programm für die nächsten Monate. Nächstes Jahr möchte er eine Frauengruppe initiieren, gerade im Verhältnis zwischen den Geschlechtern sind kulturelle Unterschiede spürbar, auf die das Team reagieren will. Außerdem soll die Website interaktiver werden und es erlauben, eigene Videos hochzuladen, um die Teilnehmer*innen noch stärker einzubinden.

 

 

Wer sehen möchte, woran in der letzten Zeit gearbeitet wurde, sollte sich die Premiere von »Recalling Home« am 15. Dezember im Filmforum NWR vormerken. Das Projekt wurde vom Borderless-TV-Team gemeinsam mit Felipe Castelblanco und den aktuellen CAT Residenz-Künstler*innen Philippa Ndisi-Herrmann (*1985 Bonn, lebt in Nairobi) und Somar Jbawi (*1972 Damascus) realisiert. Am wöchentlichen Film-Workshop können Interessierte jederzeit teilnehmen — egal ob mit Migrationserfahrung oder nicht.

 

 

catcologne.org