»Der Verräter«

von Paul Beatty

 

Mit der Präsidentschaftswahl Obamas glaubte man das post-rassistische Zeitalter endlich erreicht zu haben. Doch auch Obamas Amerika schrieb mit Trayvon Martin die Liste der Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt fort. Auf diesem Widerspruch entwirft der afroamerikanische Autor Paul Beatty eine Gesellschaftssatire: »Der Verräter« ist ein schwarzer Vorort-Farmer von Los Angeles, der sich nach dem Tod seines bürgerrechtsbewegten Vaters durch Polizeigewalt für die Wiedereinführung von Rassentrennung und Sklaverei einsetzt und deshalb vor dem Obersten Gerichtshof landet. Der Persiflage von Identitätspolitiken bediente sich Beatty bereits in seinem Berlin-Roman »Slumberland«, in dem er Schwarze nach dem Mauerfall zu Ostdeutschen und Nazis zu Schwarzen werden ließ.

 

Nun will sein afroamerikanischer Ich-Erzähler die Rassentrennung wiedereinführen, während der Nachbar sich ihm als selbstbestimmter Sklave aufdrängt. »Getrennt, aber gleich« lautet ihre Mission. Und Beatty hält mit seinem Man-Booker-Prize-Roman gleich allen Seiten den Spiegel vor. »Ich plädiere auf menschlich«, schickt er daher schon zu Beginn voraus.

 

Luchterhand Verlag 2018, 351 S., 20 Euro