Dient jetzt der Umschichtung von Fördermitteln: Halle 76 in Kalk, Foto: Marcel Wurm

Total verkalkt

Diesmal wirklich: Das Museum Ludwig soll eine rechtsrheinische Dependance bekommen

 

In der Vorweihnachtszeit möchte auch die Stadt Köln frohe Botschaften aussenden. Also verkündete Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach am 10. Dezember: Die rechte Rheinseite soll nicht kulturlos bleiben. Die denkmalgeschützte Halle 76 in Kalk, ehemals Werkshalle der Motorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz, wird zu einem rechtsrheinischen »Präsentationsforum« des Museums Ludwig umgebaut. Die Dezernentin verrät auch, mit welchen Tricks sie das geschafft hat. »Eine Umschichtung von Fördersummen macht es möglich!« 

 

Ganz schön clever. Und ganz schön viel Einsatz für eine Halle, die Laugwitz-Aulbach vor ein paar Jahren noch abreißen lassen wollte. Manch einer erinnert sich, dass das Museum Ludwig die Halle 76 bereits genutzt hatte, um dort Kunstwerke zu lagern. Bis sie im Herbst 2014 Hals über Kopf dort herausgeholt werden mussten: Einsturzgefahr! Gefahr für Leib, Leben und Kunst! Die Hallen müssen weg, verkündete die Kulturdezernentin ein halbes Jahr später. Sie konnte zwar nicht genau erklären, wer jetzt für den Verfall der Industriedenkmäler verantwortlich war. Aber nun seien sie halt nicht mehr zu retten. 

 

Das brachte erst die Kulturpolitiker auf die Palme, sie lehnten den Abriss-Antrag ab. Und dann meldete sich auch noch die Ludwig-Stiftung. Sie erinnerte daran, dass sich die Stadt in grauer Vorzeit verpflichtet hatte, in Kalk eine Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst einzurichten. So stand es in einem Schenkungsvertrag mit den Sammlern Irene und Peter Ludwig aus dem Jahr 1994. Die Stiftung drohte nun sogar damit, 82 Kunstwerke abzuziehen, falls die Hallen abgerissen würden. Unangenehm, so was. Als hätte man am Wallraf-Richartz-Museum nicht schon genug zu tun mit kleinkarierten Sammlern, die ständig darauf pochen, dass irgendwelche ollen Zusagen eingehalten werden.

 

Flugs setzte die Stadt eine »dezernatsübergreifende Projektgruppe« ein, die prüfte, ob vielleicht doch noch was zu retten wäre. Und siehe da: Ende 2017 beschloss der Rat, die Hallen Kalk zu »revitalisieren«. Bedeutet, sie sollen so zusammengeflickt werden, dass sie erst mal nicht zusammenkrachen. Von den 9 Mio. Euro, die das kosten sollte, wollte das Land NRW mit einem Förderprogramm 8,1 Mio. Euro übernehmen. 

 

Doch wieder drohte Unbill. Kein Ingenieur in ganz Europa wollte sich auf die Ausschreibung melden und die Tragwerke sanieren. »Hierdurch war die erforderliche Frist für die Fertigstellung der Maßnahme bis Ende 2020 nicht mehr erreichbar«, beschreibt die Stadt das Malheur. Muss das kulturlose Volk in Kalk also weiterhin ohne Kunst auskommen? Nein! Denn pfiffigen Mitarbeitern in der Stadtverwaltung gelang der geniale Schachzug. »Um einen Fördermittelverlust zu verhindern, werden die Fördergelder in Höhe von 8,1 Millionen Euro auf andere, laufende städtische Maßnahmen verteilt und stehen somit der Stadt weiterhin zur Verfügung.« Puh! Wie das Geld dann zu den Hallen Kalk zurückwandern soll, hat erstmal keiner erklärt. Aber da hat die Stadt sicher noch mehr Tricks auf Lager.